Experte: AKW lassen sich nicht gegen Unfälle versichern
Stand: 15.04.2011
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Oldenburg - Nach Expertenansicht ist ein kompletter Versicherungsschutz für Atomkraftwerke für die Betreiber nicht bezahlbar. "Atomkraftwerke lassen sich nicht gegen Unfälle versichern." Dies erklärte der Versicherungsmathematiker Dietmar Pfeifer von der Universität Oldenburg der Nachrichtenagentur AFP. Die Summen seien so "astronomisch hoch, dass sie keiner bezahlen kann." Bei einem Atomunfall würde letztlich der Staat für die Schäden aufkommen müssen.
Wenn für die Berechnung des Versicherungsschutzes zum Beispiel angenommen würde, dass es im Durchschnitt alle 100 Jahre zu einem Schaden von 1000 Milliarden Euro kommt, müsste die jährliche Versicherungs-Prämie pro Kraftwerk nach den Worten Pfeifers schon bei zehn Milliarden Euro pro Jahr liegen. Bei einem angenommenen Schaden von 5000 Milliarden Euro wären es bereits 50 Milliarden Euro je Meiler.
Dazu kommt laut Pfeifer, dass eine sogenannte Anfangsreserve für den Fall eines GAU in den ersten Jahren nach Versicherungsabschluss gebildet werden müsste. Das bedeute für jedes Atomkraftwerk Einmalzahlungen im mindestens zweistelligen Milliardenbereich. "Außerdem wird es Sicherheitszuschläge von bis zu 100 Prozent geben müssen", sagt der Versicherungsmathematiker. Der Grund dafür sei, dass es durch die geringe Zahl der Betreiber keinen "Ausgleich im Kollektiv" gebe. Bei Lebens- und Krankenversicherungen etwa werde ein Versicherungsfall durch die hohe Zahl der Verträge technisch auf die entsprechende Altersgruppe im Bestand umgelegt.
Wäre für die Kraftwerksbetreiber ein vollständiger Versicherungsschutz vorgeschrieben, würde nach Ansicht Pfeifers der Preis für Atomstrom drastisch steigen. Wenn die Versicherungszahlungen wie üblich auf die Kunden umgelegt würden, müsste eine Kilowattstunde Atomstrom 15 bis 20 Euro kosten, sagt der Mathematiker. "Damit wäre Atomstrom 50 Mal teurer als heute."