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Europäische AKW-Stresstests: Abschlussbericht noch nicht fertig

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa | AFP

Brüssel - Alle Kernkraftwerke innerhalb der Europäischen Union wurden als Folge von Fukushima einem Stresstest unterzogen. Der Abschlussbericht verzögert sich und wird voraussichtlich diesen Herbst veröffentlicht. EU-Energieminister Günther Oettinger ist jedoch nicht zufrieden.

Der Abschlussbericht zu den europaweiten Stresstests an Atomkraftwerken verzögert sich um ein Vierteljahr auf diesen Herbst. Experten sollten in den nächsten zwei bis drei Monaten weitere Reaktoren besuchen, sagte EU-Energiekommissar Günther Oettinger am Donnerstag.

"Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit"

Darauf habe er sich mit Vertretern der teilnehmenden Länder geeinigt, nachdem diese ein Zwischenergebnis vorgelegt hätten. "Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit", sagte Oettinger. Bei den zusätzlichen Kontrollen gehe es insbesondere auch um mehr Informationen zu Folgen möglicher Flugzeugabstürze auf Reaktoranlagen.

Die EU hatte die AKW-Kontrollen nach der Atomkatastrophe von Fukushima im vergangenen Jahr beschlossen. Alle 14 EU-Staaten mit Atomkraftwerken sowie die Nicht-Mitglieder Ukraine und Schweiz zogen mit. In Deutschland überprüften Experten den Reaktor in Grafenrheinfeld (Bayern). Außerdem wurden Daten weiterer 17 Reaktoren ausgewertet. In der EU gibt es nach Kommissionsangaben 147 Reaktoren, davon wurden bislang 38 besichtigt. Welche Reaktoren nun zusätzlich in Deutschland besucht werden sollen, blieb zunächst offen.

Neue AKW-Richtlinien kommen 2013

Das EU-Gesetz für die Sicherheit von Atomkraftwerken ist aus dem Jahr 2009. Ursprünglich sollte es nach fünf Jahren überarbeitet werden, nach Auswertung der Stresstests soll das nun vorgezogen werden. Die EU-Kommission werde im Dezember 2012 oder Anfang 2013 einen Vorschlag für eine neue Richtlinie vorlegen, sagte Oettinger.

Auf die Frage, welche Schwachstellen an AKW bisher festgestellt worden seien, sagte er: "Es gibt verschiedene Punkte, die angegangen werden müssen, um zu einem höheren Sicherheits-Niveau für unsere bestehenden Atomkraftwerke zu kommen." Einzelheiten werde er in dem Abschlussbericht im September oder Oktober dieses Jahres nennen.

Oettinger noch nicht zufrieden

Oettinger ist mit den Stresstests noch nicht zufrieden. Der am Donnerstag in Brüssel vorgelegte Prüfbericht der Gruppe der nationalen Atomaufsichtsbehörden (ENSREG) sei zwar "ein Hauptelement unserer Stresstests", es würden nun aber "zusätzliche Besuche von Kraftwerken" und Detailanalysen folgen, erklärte Oettinger am Donnerstag in Brüssel.
   
Bisher haben Experten von den zwischen 130 und 160 EU-Atomkraftwerken 38 vor Ort in Augenschein genommen, hieß es in der Mitteilung; die Zählung variiert, da manche Länder abgeschaltete Meiler mitzählen. Unter den besuchten Akw war beispielweise nicht die umstrittene Anlage Fessenheim in Frankreich direkt an der Grenze zu Deutschland. In den kommenden Wochen sollten nun Vor-Ort-Besuche "von einigen" weiteren Akw folgen, sagte Oettinger telefonisch von Hannover aus. Da viele Meiler dieselbe Technologie hätten, seien Besuche nicht überall nötig, sagte er.
   
Die Stresstests für die europäischen Atomkraftwerke waren im Juni 2011 begonnen worden. Sie sollten die Lehre aus der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima ziehen. Dabei wurden alle Meiler zunächst von den Betreibern und den nationalen Aufsichtsbehörden überprüft. Zusätzlich hatten multinationale Teams die Befugnis für Vor-Ort-Besuche, die sie aber offenbar nicht voll ausnutzten.