EU will mehr Wettbewerb auf dem Energiemarkt
Stand: 03.03.2011
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Brüssel - Brüssel will Druck auf die EU-Staaten machen, damit neue Energiegesetze zügig umgesetzt werden. Diese sollen für mehr Wettbewerb und damit sinkenden Verbraucherpreisen sorgen. Nach der Sommerpause müsse, falls nötig, mit Verfahren wegen Verletzung der EU-Verträge begonnen werden. Dies erklärte Energiekommissar Günther Oettinger am Mittwoch in Brüssel. Eine Reihe von Mitgliedstaaten sei ihm zufolge aber "auf gutem Wege".
Am Donnerstag tritt europaweit das sogenannte dritte Energiebinnenmarktpaket in Kraft. Das Regelwerk sieht Neuerungen für die Regulierung von Strom- und Gasmärkten vor. Dabei sollen die Beziehungen zwischen Energielieferanten und Energienetzbetreibern gelockert oder ganz getrennt werden, was "Entflechtung" genannt wird. Dadurch müsste zum Beispiel ein Energielieferant, dem zugleich Gaspipelines oder Hochspannungsleitungen gehören, diese verkaufen.
Mehr Wettbewerb durch Entflechtung
Alternativ ist möglich, dass ein Unternehmen durch Trennung der Geschäftsbereiche oder die Ausgliederung des Netzbetriebs garantiert, dass Konkurrenzunternehmen sein Netz nutzen können, ohne dabei übervorteilt zu werden. In dem Fall sollen die Regulierungsbehörden besonders scharf hinsehen. Wie die Entflechtung zu gestalten ist, darüber entscheidet jeder Mitgliedstaat selbst.
Die EU verspricht sich davon mehr Wettbewerb. Lieferanten ohne eigene Leitungen in einer bestimmten Region könnten ihr Gas oder ihren Strom über das bestehende Netz zum Verbraucher schaffen. So könnte beispielsweise ein Kunde in Deutschland zwischen einem deutschen Gasversorger oder einem Lieferanten aus Italien wählen. Die größere Auswahl soll zu fallenden Preisen führen.
Prognosen über die künftige Entwicklung der Preise wagt Brüssel nicht, da diese auch von anderen Faktoren abhängt, beim Gas etwa von der Lage in Nordafrika. Die Kommission weist aber darauf hin, dass ein Durchschnittshaushalt durch den Wechsel des Stromanbieters eine beträchtliche Erspanis erzielen könnte. Das Gesetzespaket erleichtert den Verbrauchern den Wechsel, indem es den Unternehmen eine Frist von drei Wochen für die Abwicklung setzt.
Streit mit Russland
Die Neuregelungen sorgen derzeit für Streit mit Russland, da es auch für alle Unternehmen aus Drittstaaten gilt, die in der EU tätig sind. Russland ist über den Gazprom-Konzern einer der wichtigsten Gaslieferanten der Union. Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin sprach vergangene Woche von drohender "Enteignung" durch die Entflechtungsgesetze. Die Kommission will die Regeln auch gegen Russland durchsetzen, sieht aber Spielraum für Kompromisse.
Förderung erneuerbarer Energien
Auf dem Stromsektor sollen die neuen Regeln auch den Produzenten erneuerbarer Energien zugute kommen, die ihren Strom ins bestehende Netz einspeisen. Die Windenergiebranche leide derzeit "massiv unter fehlendem Wettbewerb", erklärte der Branchenverband EWEA am Mittwoch. Der Verband hofft durch das Gesetzespaket auf "transparenten Zugang zu den Stromnetzen".