Frankfurt - Die vom Erfolg verwöhnte Erneuerbare-Energien-Branche kriegt die Auswirkungen der Finanzkrise zu spüren. Die Auftragslage der Unternehmen hat sich verschlechtert und ist auch 2009 kaum absehbar. So musste etwa das Solar-Schwergewicht Q-Cells seine Prognose senken und will nun die Produktion drosseln. Kunden hatten weniger Solarzellen abgenommen als vereinbart - wegen Schwierigkeiten mit der Finanzierung. Solche Probleme haben derzeit viele Investoren in der Branche. Ins Stocken gerät daher auch der Bau von Windrädern auf hoher See (Offshore).
Die Banken geben den Investoren von Wind- und Solarprojekten derzeit nur zögerlich Kredit und fordern von ihnen hohe Eigenkapitalanteile. Das politische Ziel eines umweltfreundlicheren Energiemixes in der Zukunft wird so nicht gerade leichter zu erreichen sein. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat der Branche nun Hilfe zugesichert und dazu die staatliche Förderbank KfW mit ins Boot geholt. Diese kündigte an, die Obergrenze für Kredite von 10 auf 50 Millionen Euro zu erhöhen, die Laufzeiten für die Förderung werden von acht auf 15 Jahre verlängert.
Solaindustrie fordert Hilfe vom Staat
Die deutsche Solarindustrie fordert aber darüber hinaus Hilfe vom Staat. Sie verhandelt mit dem Bund über eine bessere Kreditausstattung. "Es darf keine Denkverbote geben, daher muss nun überlegt werden, wie eine Marktrückgang bei größeren Projekten verhindert werden kann", sagte Carsten Körnig vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) dem "Handelsblatt". Der Solarverband will dem Bundesumweltministerium Vorschläge vorstellen. Körnig deutete an, dass der
KfW-Bank aus Verbandssicht eine Schlüsselrolle zukommen könnte.
Auch ohne die Finanzkrise hätte die Solarindustrie mit 2009 ein unsicheres Jahr vor sich gehabt. So droht Spanien - dem Solarboomland in diesem Jahr - nun eine deutliche Abkühlung. Die Goldrauschstimmung in Sachen
Photovoltaik ist dort erst einmal verflogen, die Förderung wird massiv eingeschränkt. Produktionsüberschüsse hoffte die Branche bisher auf anderen Märkten loszuwerden, etwa in Italien und Frankreich. Nun droht wegen der blockierten Nachfrage in Deutschland ein noch größeres Überangebot, und das dürfte sich auf die Preise auswirken. Hinzu kommt die Konkurrenz aus Asien, die ebenfalls auf den Markt drängt.
Noch mehr schlechte Nachrichten zu befürchten
Laut Karl-Heinz Remmers von der Beratungsfirma Solarpraxis könnte es in den kommenden Wochen noch mehr schlechte Nachricht aus der Photovoltaik-Branche geben. "Der Preisdruck wird bei Kunden möglicherweise eine Abwartehaltung hervorrufen, bei der sie sich in Erwartung weiter fallender Preis mit Bestellungen zurückhalten", befürchtet er.
Dennoch könne man nicht von einer Krise sprechen. "Wir kommen aus einem überkauften Markt in eine Phase, in der der Markt weiter wächst, aber eben nicht mehr so raketenartig wie zuvor", sagt Remmers. Nach einer Steigerung der weltweit installierten Leistung um 60 bis 80 Prozent in 2008 erwarteten Experten derzeit ein Plus von unter 20 Prozent für 2009. "Von einem Minus ist aber derzeit nicht auszugehen." Wie sich die Situation weiter entwickele, hänge nicht zuletzt davon ab, ob der Bankensektor sich wieder stabilisiere. Auch Remmers weist der KfW eine wichtige Rolle zu.