Erdwärme im Kommen: Kraftwerk soll Strom für 20 000 Haushalte liefern
Stand: 13.08.2004
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Eggenstein-Leopoldshafen (dpa/lsw) - Die unter der Erde herrschende Hitze hat ein unglaubliches Potenzial. Diese Energiequelle kann - unabhängig vom Wetter - schier unendlich Strom und Wärme liefern. Island macht es vor: Fast der gesamte Energiebedarf der Insel wird aus Geothermie gedeckt.
"Von den Grossstädten hat Karlsruhe die besten geologischen Voraussetzungen für ein Erdwärme Kraftwerk", ist der Geschäftsführer der Hotrock GmbH, Horst Kreuter, überzeugt. Sein Unternehmen bereitet mit den Stadtwerken und dem Forschungszentrum Karlsruhe den Bau eines 30 Millionen Euro Erdwärme-Kraftwerks auf dem Gelände des Karlsruher Forschungszentrums in Eggenstein-Leopoldshafen (Kreis Karlsruhe) vor. Ab Ende 2006 könnte so das Forschungszentrum mit seinen rund 4000 Beschäftigten komplett vom Geothermie-Kraftwerk beheizt werden. Ausserdem würde Strom für etwa 20 000 Haushalte produziert, so Kreuter.
Parallel werde das Forschungszentrum vor Ort über Kraftwerktechnik forschen, sagte der Zentrums-Sprecher Joachim Hoffmann. Die Stadtwerke werden nach Kreuter voraussichtlich die Wärmeversorgung am Forschungszentrum übernehmen. "Wir arbeiten eng mit Hotrock zusammen und suchen nach Kooperationsmöglichkeiten", sagte der Planungsbeauftragte der Stadtwerke, Thomas Schnepf.
Neben dem geplanten Werk in Karlsruhe, wirken andere Projekte in Deutschland geradezu winzig. Das erste Erdwärme-Kraftwerk in Neustadt-Glewe (Mecklenburg-Vorpommern) produziert seit zwei Monaten Strom für etwa 500 Haushalte, das baden-württembergische Pilotprojekt in Bad Urach soll in Zukunft einmal etwa 2000 Haushalte mit Strom versorgen.
Theoretisch könnte Erdwärme den deutschen Strombedarf sogar 600 Mal decken, faktisch lassen sich aber nur etwa zwei Prozent des Strombedarfs durch Geothermie erzeugen. "Das ist wie mit der Sonne, die hat ja theoretisch auch genügend Energie", sagte Dagmar Oertel vom Büro für Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages in Berlin. Das theoretische Potenzial lasse ausser den Kosten auch unberücksichtigt, wo Erdwärme-Werke überhaupt Sinn machen würden, erläutert die Chemikerin.
Wirkliche Gefahren gebe es bei der Nutzung von Erdwärme nicht: "Es ist im Prinzip ungefährlich, da es keine wesentlichen Freisetzungen in die Umwelt gibt; es wäre höchstens eine gewisse Absenkung der Erdoberfläche denkbar", sagte Oertel. Durch Erdwärmenutzung entstehe sehr wenig Kohlendioxid, daher könnte die Geothermie einen "substanziellen Beitrag zum Klimaschutz leisten", sagt Oertel.
In Karlsruhe sind seit Anfang Juli die seismischen Erkundungen abgeschlossen, die Karten aus dem Untergrund liefern. Derzeit werden die Daten ausgewertet. "Dann wissen wir, wo wir hinbohren müssen", sagte Kreuter. Öffentliche Gelder gibt es für das Projekt nicht, Hotrock ist noch auf der Suche nach Investoren. Falls die Finanzierung bis dahin gesichert sei, könne günstigstenfalls im Frühjahr 2005 mit Bohrungen begonnen werden. "Wir sind die einzige Firma, die seismische Erkundungen macht; die machen das finanzielle Risiko sehr gering", so Kreuter.