Eon will niedrigere Netzrendite verhindern
Stand: 19.09.2016
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Essen/Berlin - Der Chef des Eon-Konzerns, Johannes Teyssen, wünscht sich nur geringe Kürzungen bei den Rendite-Sätzen für den Betrieb von Strom- und Gasnetzen. "Dass es eine gewisse Zinssenkung gibt, ist klar. Aber wir hoffen und werben dafür, dass gesehen wird, dass dieses ein nicht risikofreies und ein wachstumsbedürftiges Geschäft ist", sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Höhere Zinsen für den Netzbau- und -betrieb müssen die Verbraucher über die Netzentgelte mit ihrer Strom- und Gasrechnung bezahlen.
Teyssen bekräftigte die Bereitschaft des Energieriesen, sich an den Kosten das Atomausstiegs gemäß den Empfehlungen der Atom-Kommission KFK mit Milliardensummen zu beteiligen. Voraussetzung sei aber, dass die KFK-Vorschläge ohne Änderungen umgesetzt würden, die ganze Branche mitmache und die Bundesregierung mit Eon zusätzlich zu dem geplanten Gesetz einen Vertrag abschließe. "Wenn die ganze Medizin, die ein bisschen bitter schmeckt, ganzheitlich verabreicht wird, dann schlucken wir", sagte Teyssen.
Mehr Rechtssicherheit angestrebt
Mit dem ergänzenden Vertrag möchte Eon mehr Rechtssicherheit. "Wenn wir jetzt so viel Geld - für Eon rund 10 Milliarden - an jemanden überweisen, dann muss ich sicher sein, dass das, was da drinsteht, auch bleibt", meinte Teyssen. Das Bundeswirtschaftsministerium hat bereits seine Bereitschaft zu solchen Vereinbarungen signalisiert.
Die KFK hatte vorgeschlagen, dass die vier großen Versorger Eon, RWE, Vattenfall und EnBW bis 2022 rund 17,2 Milliarden Euro an einen staatlichen Fonds überweisen, der die Zwischen- und Endlagerung von Atommüll managen soll. Gegen Zahlung eines Risikozuschlags von 35 Prozent können die Unternehmen zudem die Haftung für Kosten- und Zinsrisiken an den Staat übertragen. So ergibt sich ein Gesamtbetrag von 23,3 Milliarden Euro. Das Gesetzgebungsverfahren soll bis zum Ende dieses Jahres abgeschlossen werden.
England als warnendes Beispiel
In der Debatte um die Strom- und Gasnetze möchte die zuständige Bundesnetzagentur die Zinssätze auf das Eigenkapital der Unternehmen beim Bau neuer Leitungen von bisher 9,05 auf 6,91 Prozent senken. Sie begründet das mit dem insgesamt niedrigen Zinsniveau an den Kapitalmärkten. Höhere Verzinsungen seien den Verbrauchern nicht vermittelbar, hatte die Bundesnetzagentur ihren Vorschlag begründet.
Teyssen sagte, in England hätten deutliche Kürzungen der Renditen dafür gesorgt, dass nicht mehr ausreichend in den Netzausbau und die nötige Technologie-Entwicklung investiert wurde. Deshalb hätten später die Zinsen wieder heraufgesetzt werden müssen. Zudem habe die deutsche Behörde bei den vergleichbaren Telekommunikationsnetzen höhere Verzinsungen genehmigt. "Wir werben dafür, dass man auch bei der Energie einen solchen Kurs entwickelt und nicht zu niedrig geht."
Entscheidung steht an
Der Ausbau vor allem der Verteilnetze hin zu den Endverbrauchern, die zunehmend auch selbst Strom produzieren, ist nach Expertenmeinung aktuell eine der Kernaufgaben für die Energiewende. Dafür sind in den kommenden Jahren hohe Milliarden-Investitionen erforderlich. Zugleich ist das Netzgeschäft angesichts der Umwälzungen in der Branche einer der letzten sicheren Gewinnbringer für die Konzerne.
Die Entscheidung über die Netzrenditen soll Ende September oder Anfang Oktober für eine fünfjährige Regulierungsperiode fallen. Der Eigenkapitalzins ist nicht gleichbedeutend mit Netto-Renditen der Unternehmen. Diese liegen deutlich niedriger - schon weil das Eigenkapital beim Bau neuer Leitungen auf 40 Prozent begrenzt ist.
Der bisher größte deutsche Energiekonzern Eon hat seine Kohle- und Gaskraftwerke sowie den Energiehandel mit etwa 13 000 Beschäftigten abgespalten und unter dem Namen Uniper am vergangenen Montag an die Börse gebracht. Eon selbst konzentriert sich künftig ganz auf erneuerbare Energien, das Netzgeschäft und den Vertrieb.