E.ON prüft Verkauf von Anteilen an Nukleardienstleister Urenco
Stand: 07.09.2011
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Düsseldorf - Nachdem Berichte über einen möglichen Anteilsverkauf von Versorger RWE an Urenco laut wurden, denkt nun auch E.ON über den Verkauf seiner Anteile an dem Nukleardienstleister nach. Beide Energiekonzerne prüften den Verkauf ihrer gemeinsamen Beteiligung von einem Drittel, schreibt das "Handelsblatt" am Mittwoch.
E.ON und RWE haben demzufolge Berater engagiert, die den Ausstieg vorbereiten sollen. Die Pläne seien aber noch in einem frühen Stadium. Beide Unternehmen lehnten gegenüber der Zeitung einen Kommentar ab. Über die Verkaufsabsichten von RWE war schon zu Beginn der Woche spekuliert worden.
Unter anderem beliefert Urenco Atomkraftwerksbetreiber mit angereichertem Uran. Neben E.ON und RWE sind mit jeweils einem Drittel Großbritannien und die Niederlande beteiligt. Die britische Regierung prüft dem Blatt zufolge schon länger den Verkauf ihres Anteils. Im Frühjahr habe sie die Pläne wegen des Atomunfalls im japanischen Fukushima zurückstellen müssen. Im Oktober wolle sie den Prozess wieder aufnehmen. Nach britischen Medienberichten erhofft sich die Regierung für ihr Drittel einen Erlös von rund einer Milliarde Pfund. Niederländischen Medien zufolge will einzig die niederländische Regierung an ihrer Beteiligung festhalten und ist über die Verkaufspläne der bisherigen Partner nicht erfreut.
Urenco hat vier Standorte in Großbritannien, den Niederlanden, den USA und der Bundesrepublik. In Deutschland betreibt das Unternehmen eine Anreicherungsanlage im westfälischen Gronau. Die Beteiligung der Deutschen bezieht sich auf die gesamte Gruppe. Auch das zuständige NRW-Wirtschaftsministerium wollte sich nicht zu den Berichten äußern.
Aus Sicht des Ministeriums würde sich aber nichts ändern, falls es zu einer Veränderung der Eigentümerstruktur kommen sollte. "Wir würden jedem neuen Betreiber mitteilen, dass für ihn dieselben aufsichtsrechtlichen Bestimmungen gelten", sagte ein Sprecher.
Die Anlage in Gronau ist die einzige Uranfabrik in Deutschland. Jedoch ist Urenco vom deutschen Atomausstieg zunächst kaum tangiert. Das von der Gruppe verarbeitete Uran geht zu 97 Prozent nicht nach Deutschland. Zum Kundenstamm zählen Energieversorger in aller Welt. AKW-Betreiber liefern Natur-Uran an. Dann wird mit Zentrifugen der Anteil am spaltbaren Uran 235 erhöht. Urenco ist hochprofitabel. Der Geschäftsbericht weist für das Jahr 2010 einen Umsatz von knapp 1,3 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 387 Millionen Euro aus.
Wegen mehrerer meldepflichtiger Ereignisse ist die Anlage in Gronau im Visier von Atomgegnern. Kritiker laufen auch gegen ein Uranoxid-Lager Sturm, das Urenco bis Ende 2012 dort errichten will.
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