Düsseldorf (dpa) - Die hohen Strom- und Gaspreise spülen fette Gewinne in die Kassen des größten deutschen Energiekonzerns E.ON. Im ersten Halbjahr sei das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) um 6 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Düsseldorfer Unternehmen am Mittwoch mit. Der bereinigte Nettoüberschuss lag mit 3,3 Milliarden Euro sogar 8 Prozent über dem Vorjahreswert. Gleichzeitig dämpfte Vorstandschef Wulf Bernotat Hoffnungen der Verbraucher, dass die fallenden Rohölpreise kurzfristig auf die Energiepreise insbesondere beim Gas durchschlagen können. Selbst Preiserhöhungen wollte er angesichts der Schwankungen nicht ausschließen.
Nie zuvor habe es bei den weltweiten Energiepreisen eine solche Aufwärtsentwicklung gegeben wie im zurückliegenden Quartal, sagte der E.ON-Chef weiter. Es müsse klar sein, dass bei weltweit steigendem
Energieverbrauch der "Druck auf die knapper werdenden Ressourcen anhalten wird - und damit der Druck auf die Energiepreise."
E.ON habe in einem zunehmend schwierigen Umfeld im ersten Halbjahr sein hohes Ertragsniveau aus dem vergangenen Jahr noch einmal übertroffen, hieß es in dem Zwischenbericht. Die Ergebnisse zeigten, dass
E.ON in einem harten Wettbewerb gut positioniert sei. Der Konzernumsatz erhöhte sich bis Ende Juni um 16 Prozent auf 41,2 Milliarden Euro. Positiven Preiseffekten hätten zum Teil erhebliche Belastungen durch die Stillstände der Kernkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel sowie gestiegene Brennstoff- und Strombezugskosten gegenüber gestanden.
Ins Stocken gekommen ist unterdessen der rasante Kundenanstieg beim
Strom- und Gasanbieter E wie Einfach. Ende Juni hatte die Billigtochter des E.ON-Konzerns 815 000 Kunden. Saldiert mit den Abgängen bei den Regionalunternehmen von E.ON waren es unter dem Strich 187 000 Kunden. Damit liege das Unternehmen in etwa auf dem Stand von Ende April. Die Kunden seien nach wie vor preissensibel und achteten auf günstige Angebote, sagte Bernotat.
Größere Akquisitionen hat der E.ON-Konzern in diesem Jahr nicht ins Blickfeld genommen. Nach dem Abschluss der Zukäufe im Zusammenhang mit der gescheiterten Übernahme des spanischen Stromkonzerns Endesa werde sich E.ON ganz auf
Konsolidierung konzentrieren. Bernotat: "Wir sind nicht auf der Suche nach Übernahmen". Allerdings werde E.ON die Augen offen halten, wenn sich im Markt neue Gelegenheiten ergäben.
Unterdessen erwartet Bernotat keine Probleme bei der geplanten Abgabe des Hochspannungsnetzes und der Kraftwerkskapazitäten. Der Markttest der EU habe nach seinen Erkenntnissen keine neuen Erkenntnisse ergeben, so dass die Verkäufe im Herbst gestartet werden könnten. Intern habe der Prozess bereits begonnen, welche Kraftwerke zur Disposition stehen. Details nannte Bernotat nicht. Sowohl für die Kraftwerkskapazitäten wie auch für die
Stromnetze gebe es viele Interessenten.