Eon macht die Energiekrise zu schaffen
Stand: 13.08.2014
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX
Düsseldorf - Deutschlands größter Energieversorger Eon leidet weiter unter der Krise in der Branche. Vor allem die Energiewende bereitet Probleme und lässt die Gewinne schrumpfen. Beteiligungsverkäufe und sinkende Erträge in der Erzeugung ließen das bereinigte Ergebnis im ersten Halbjahr um ein Fünftel auf 1,5 Milliarden Euro einbrechen. Analysten hatten mit noch schlechteren Zahlen gerechnet, was die Aktie mit einem Plus von mehr als vier Prozent an die Dax-Spitze hob. Doch über die Probleme, die der Konzern auch auf ausländischen Märkten wie Russland hat, täuscht dies nicht hinweg.
Von Russland-Konflikt nicht unberührt
Die Ukraine-Krise lässt Eon nicht unberührt - auch wenn sich der politische Streit zwischen dem Westen und Russland bislang nicht wesentlich auswirkt. Operativ sei das Geschäft intakt: "Die Moleküle und das Geld fließen", sagte Vorstandschef Johannes Teyssen in einer Telefonkonferenz. Das operative Ergebnis ging in der Region, in der die Düsseldorfer Kraftwerke betreiben und an Gasfeldern beteiligt sind, dennoch vor allem wegen des schwachen Rubel um 24 Prozent zurück.
Eine längerfristige Nachfrageschwäche sei nicht auszuschließen, sagte Teyssen. Bisher hat Eon 8,6 Milliarden in sein Russland-Engagement gesteckt, bis Ende nächsten Jahres 10 Milliarden Euro. Ein neues Kraftwerk ist noch im Bau. Immerhin entkräftete der Vorstandschef Sorgen, der Gaspreis könnte wegen des Konflikts zwischen Moskau und dem Westen steigen. Laufende Verträge könnten nicht einseitig geändert werden. Unabhängig davon verhandele Eon mit Gazprom bestehende langfristige Bezugsverträge und könnte damit erneut vor einem Schiedsgericht landen. Ein Effekt wie 2012, als Eon rückwirkend 1,2 Milliarden Euro einstrich, sei aber bei weitem nicht zu erwarten.
Türkei und Brasilien laufen nicht rund
Auch in der Türkei und in Brasilien, ebenfalls auserkorene Wachstumsfelder, gibt es Probleme. In Brasilien liegt das unter anderem an Verzögerungen bei neuen Kraftwerken der Tochter Eneva. Im Mai hatte Eon zugesagt, erneut 200 Millionen Euro in die Sanierung des Unternehmens zu stecken, insgesamt sind es nun 1,3 Milliarden Euro geworden. Nach Eon-Angaben laufen noch immer Gespräche mit dem brasilianischen Regulierer, wer für die entstanden Erzeugungsausfälle des Gaskraftwerkes Parnaiba zahlen muss. Presseberichte hatten einen hohen zweistelligen Millionenbetrag genannt.
Darüber hinaus leidet der Konzern weiterhin unter den Rückgängen in der konventionellen Erzeugung. Das machte sich im ersten Halbjahr mit 200 Millionen Euro bemerkbar. Zum Teil lag das an einer geringeren Nachfrage nach Energie, zum Teil an den niedrigen Preisniveaus an den Großhandelsstrombörsen. Ein Grund dafür ist die Dominanz der erneuerbaren Energien. Immerhin habe sich der Einbruch abgeschwächt, sagte Teyssen. Anders als Wettbewerber RWE, der am Vortag die Stilllegung weiterer Kraftwerke ankündigte, bleibe Eon aktuell bei seiner Planung. Bis Ende kommenden Jahres sollen 13 Gigawatt vom Netz genommen werden.
Zuwächse bei erneuerbaren Energien und bei der Gas- und Ölförderung
Steigende Ergebnisbeiträge brachten die erneuerbaren Energien ein. Erheblich legte zudem die Gas- und Ölförderung zu, bei der Eon die Förderung aus den Nordseefeldern steigern konnte. Außerdem spart sich Eon die Brennelementesteuer für sein Atomkraftwerke Grafenrheinfeld, das der Konzern im Mai vom Netz nehmen will. Alles in allem sank das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 12 Prozent auf gut 5 Milliarden Euro. Der Umsatz ging um 13 Prozent auf 56,1 Milliarden Euro zurück.
Die Prognose für das Gesamtjahr bestätigte Eon. Demnach geht Eon weiterhin von einem operativen Ergebnis (Ebitda) von 8,0 bis 8,6 Milliarden Euro und einem bereinigten Gewinn von 1,5 bis 1,9 Milliarden Euro aus - das wäre noch mal deutlich weniger als 2013, als sich der Gewinn bereits fast halbiert hatte.