E.ON kündigt Strategiewechsel an
Stand: 10.11.2010
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Düsseldorf - Dem größten deutschen Energiekonzern E.ON steht ein tiefgreifender Umbau bevor. Der neue Vorstandschef Johannes Teyssen will angesichts der steigenden Belastungen für Versorger in Europa sein Heil in neuen Märkten suchen. Dies erläuterte er am Mittwoch in Düsseldorf bei der Vorstellung seiner Strategie. Das alte Kerngeschäft des Konzerns soll dagegen auf den Prüfstand kommen - Teyssen will in den kommenden fünf Jahren durch Verkäufe rund 15 Milliarden Euro einnehmen. Zur Disposition stünden renditeschwache Bereiche. Welche Geschäftsfelder davon betroffen sind, ließ Teyssen aber noch offen.
Schwerpunkt der Strategie sind Energieerzeugung und der Handel. "Wir wollen uns in Europa darauf konzentrieren, was wir am besten können und wo wir die größten Chancen für profitables Wachstum sehen", sagte Teyssen. Diese Kompetenzen will er künftig auch stärker außerhalb Europas einsetzen. Trotzdem bleibe Europa der Schwerpunkt der E.ON-Aktivitäten.
Zwei neue Regionen
Im Blick sind zunächst zwei weitere Regionen. Welche das sein könnten, sagte Teyssen aber noch nicht. Presseberichten zufolge gelten besonders China, Indien und Brasilien als Kandidaten. In Nordamerika will E.ON sein Ökostromengagement ausbauen. Auch Russland, wo E.ON derzeit schon mehrere Kraftwerke baut, erklärte Teyssen zu einer Schwerpunktregion. Ein Viertel des Ergebnisses sollen bis 2015 die außereuropäischen Geschäfte beitragen. Der E.ON-Chef betonte, dabei keine Technik von gestern verkaufen zu wollen.
Für Investitionen stehen bis 2013 insgesamt 20 Milliarden Euro bereit. Dabei will E.ON weniger Kapital einsetzen und verstärkt Partnerschaften eingehen. "Wir müssen auf Basis unserer Kompetenz wachsen und weniger durch steigenden Kapitaleinsatz", sagte Finanzchef Marcus Schenck.
Ausbau von Öko-Energien
Rund 15 Prozent der Investitionssumme sollen in erneuerbare Energien fließen. So will Teyssen bis 2015 die bisherigen Kapazitäten verdreifachen. Dabei erhöht der Konzern seine Klimaziele. Bis 2020 will E.ON nun seinen CO2-Ausstoß halbieren. Bislang hatte der Konzern dieses Ziel für 2030.
Welche Geschäfte veräußert werden könnten, ließ E.ON offen. Der Vorstand betonte, sich vieles ansehen zu wollen. Seit 2009 hat der Konzern durch Verkäufe bereits gut 10 Milliarden Euro eingenommen. Neben kleinen Beteiligungen veräußerte das Unternehmen auch seine Stadtwerke-Holding Thüga, das deutsche Höchstspannungsnetz und seinen Versorger im Mittleren Westen der USA.
Erst 2013 wieder Ergebnisse wie 2010
Mit der neuen Strategie reagiert E.ON auf die Veränderung der Energielandschaft in Deutschland. Auf den Konzern kommen hohe Kosten durch neue Steuern auf Brennelemente für Atomkraftwerke, durch die künftig vollständige Versteigerung von CO2-Verschmutzungsrechten und den höheren Wettbewerb im Gasgeschäft zu. Das wird den Gewinn unter Druck setzen.
Erst 2013 rechnet der Konzern damit, dass das operative Ergebnis - damit meint das Unternehmen künftig das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) und nicht mehr das bereinigte EBIT - wieder den Wert von 2010 erreicht. Dazu sollen auch weitere Einsparungen beitragen. 600 Millionen Euro Ergebnisbeitrag will E.ON dadurch bis 2013 erreichen.
Dividendenpolitik bleibt unverändert
An seiner Dividendenpolitik will E.ON festhalten. 50 bis 60 Prozent des bereinigten Konzernüberschuss will der Konzern an seine Aktionäre ausschütten. Für 2010 sollen es wie in den beiden Vorjahren 1,50 Euro je Aktie sein, 2011 und 2012 nur noch 1,30 Euro. Die Aktie reagierte vor allem auf diese Aussagen positiv, wie Händler hervorhoben, und legte bis zum frühen Nachmittag fast 4 Prozent zu.
In den ersten neun Monaten dieses Jahres brockten die Milliardenabschreibungen dem größten deutschen Energiekonzern einen Gewinnrückgang von 42 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro ein. Das war aber keine große Überraschung mehr. E.ON hatte die Wertberichtigungen von 2,6 Milliarden Euro in Südeuropa bereits Ende Oktober bekanntgegeben. An seiner Jahresprognose hielt das Unternehmen fest.
Demnach soll das operative Ergebnis maximal um drei Prozent steigen, der bereinigte Überschuss stagnieren. Im vergangenen Jahr hatte E.ON der Wirtschaftskrise weitgehend getrotzt. Das operative Ergebnis war lediglich um zwei Prozent auf auf 9,6 Milliarden Euro gesunken, das bereinigte Nettoergebnis um fünf Prozent auf 5,3 Milliarden Euro.