E.ON hält weiter an Kraftwerk Datteln fest
Stand: 19.03.2012
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Düsseldorf - Der Bauplan für das Kohlekraftwerk Datteln IV vertößt mehrfach gegen das Umwelt- und Planungsrecht. Seitdem das NRW-Oberverwaltungsgericht die Pläne deshalb 2009 für ungültig erklärte, ruht die Baustelle für den 1100-Megawatt-Block. Doch E.ON will mit dem Kraftwerk bis Ende 2013 ans Netz.
Der Energieriese E.ON geht unverändert davon aus, dass das umstrittene Kohlekraftwerk Datteln IV Ende 2013 in Betrieb gehen kann. "Wir arbeiten weiter daran, die dafür notwendigen rechtlichen Voraussetzungen herzustellen", sagte ein E.ON-Sprecher am Sonntag. Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" hatte berichtet, das milliardenteure Kraftwerk stehe wahrscheinlich vor dem endgültigen Aus, weil der dort zu erzeugende Bahnstrom auch anderweitig beschafft werden könne. Das gehe aus Unterlagen hervor, die dem NRW-Wirtschaftsministerium vorlägen. Dazu sagte ein Ministeriumssprecher am Sonntag: "Wir haben keinen neuen Sachstand."
Versorgungslücke beim Bahnstrom droht
Dem "Spiegel" zufolge hat E.ON-Konkurrent Steag in einem Schreiben an das Ministerium angeboten, die mögliche Versorgungslücke beim Bahnstrom kurzfristig mit eigenen Kraftwerksleistungen aus der näheren Umgebung schließen zu können. Die aufwendige Technik zur Einspeisung in das eigenständige Hochspannungsstromnetz der Bahn könne entweder aus Datteln übernommen oder kurzfristig beschafft werden. Genügend Kapazitäten stünden zur Verfügung.
Der Ministeriumssprecher sagte, es sei klar, dass für die Zeit zwischen der Abschaltung der alten Blöcke und der Inbetriebnahme des neuen Kraftwerks eine Zwischenlösung benötigt werde. "Da sind etliche Varianten im Spiel." Dabei handele sich aber jeweils nur um eine Übergangslösung, und nicht um eine dauerhafte Angelegenheit.
E.ON setzt auf Änderung des Regionalplans
Der 1100-Megawatt-Block in Datteln kann derzeit nicht fertiggebaut werden, weil das NRW-Oberverwaltungsgericht im Jahr 2009 den Bebauungsplan wegen zahlreicher Verstöße gegen das Umwelt- und Planungsrecht für ungültig erklärt hatte. E.ON muss jetzt auf eine Änderung des Regionalplans hoffen. Die drei Altblöcke in Datteln liefern rund 300 Megawatt Strom für die Deutsche Bahn, das ist ein Fünftel des Bedarfs. Bahnstrom wird anders als der allgemeine Strom mit 16,7 Hertz geliefert.
Unterdessen haben am Samstagabend nach Angaben des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) rund 600 Menschen in Datteln gegen den Bau des Kohlekraftwerks demonstriert. Aufgerufen zu der Aktion hatten mehrere
Umwelt- und Bürgerinitiativen. Die Kraftwerksgegner kündigten an, Datteln IV zu einem zentralen Thema im NRW-Landtagswahlkampf machen zu wollen. Wer es mit dem Klimaschutz und der Energiewende ernst meine, müsse sich von den Kraftwerksplänen verabschieden, hieß es in einer Mitteilung.