E.ON hält trotz Gewinnrückgangs an Prognose fest - Aktie im Plus
Stand: 13.08.2013
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Düsseldorf - Die Folgen der Energiewende machen E.ON schwer zu schaffen. Der Gewinn des größten deutschen Energiekonzerns ging im ersten Halbjahr deutlich zurück. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sackte das operative Ergebnis (EBITDA) um 15 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro ab, wie das Unternehmen am Dienstag in Düsseldorf mitteilte. Das war etwas besser als Analysten erwartet hatten. Der um Bewertungseffekte bereinigte Überschuss - die entscheidende Kennziffer für die Dividendenberechnung - sackte sogar um 42 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro ab. Der Umsatz lag mit 64,6 Milliarden Euro leicht unter dem Vorjahreswert. An den Prognosen für das Gesamtjahr hielt der Vorstand allerdings fest.
Damit sorgte er für Erleichterung an der Börse. Die Aktie legte am Morgen um 3,27 Prozent auf 12,63 Euro zu - und lang damit an der Spitze des deutschen Aktienleitindex Dax. Am Vortag war das Papier unter Druck geraten, weil sich Sorgen vor einer Gewinnwarnung breit gemacht hatten. Die Geschäftsentwicklung liege im Rahmen der Erwartungen, erklärte E.ON. Wegen der schwachen Aussichten im Erzeugungsgeschäft soll das operative Ergebnis um mindestens eine Milliarde auf 9,2 bis 9,8 Milliarden Euro schrumpfen. Der nachhaltige Überschuss soll auf 2,2 bis 2,6 Milliarden Euro sinken, das wären schlimmstenfalls zwei Milliarden weniger als 2012.
Kraftwerke verdienen deutlich weniger
Angesichts des Ökostrom-Booms verdient der Konzern mit seinen fossilen Großkraftwerken immer weniger. Die Großhandelspreise sind deutlich gesunken, zudem sind die Anlagen oft nur schwach ausgelastet. Das konnte der Konzern nicht mit höheren Gewinnen im Öl- und Gasfördergeschäft und der eigenen Ökostromsparte sowie gesunkenen Kosten wettmachen. Zudem blieben nun größere positive Sondereffekte wie im Vorjahr aus. Damals hatte sich E.ON mit dem russischen Gasriesen Gazprom auf neue Bezugsverträge geeinigt. Das hatte den Düsseldorfern einen Sondergewinn von 1,2 Milliarden Euro beschert.
Eine Besserung der Lage erwartet E.ON zunächst nicht. Viel hänge von politischen Entscheidungen ab, die aber kaum vorhersehbar seien, schrieb Vorstandschef Johannes Teyssen im Geschäftsbericht. "Wir müssen somit nüchtern feststellen, dass zumindest für dieses und auch das kommende Jahr eine Erholung nicht in Sicht ist."
Weitere Stilllegungen angedroht
Insbesondere Gaskraftwerke lohnen sich derzeit kaum noch, was auch die Erträge im Gasspeichergeschäft unter Druck setzt. Teyssen kündigte weitere Stilllegungen von Kraftwerken an, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht besserten. Zuletzt hatte der Konzern ein erst vor zwei Jahren in Betrieb genommenes Gaskraftwerk in der Slowakei vom Netz genommen. E.ON habe wirtschaftlich keine andere Wahl gehabt, sagte Teyssen.
Die Verschuldung stieg im zweiten Quartal. Wegen hoher Geldabflüsse wie der Dividendenzahlung sowie der Übernahme von Geschäftsteilen in der Türkei und der Erhöhung der Beteiligung am Stromversorger MPX in Brasilien kletterten die Netto-Verbindlichkeiten um rund 1,7 Milliarden Euro auf 33,3 Milliarden. Das sind aber 2,6 Milliarden Euro weniger als Ende Dezember. Grund dafür sind im ersten Quartal eingegangene Zahlungen für verkaufte Geschäftsteile und geringere Pensionsrückstellungen.
Probleme in Brasilien
Die Türkei und Brasilien sind die Hoffnungsmärkte für E.ON. Der Konzern will dort wachsen, um die Einbrüche auf dem Heimatmarkt in Folge der Energiewende wettzumachen. Allerdings lief der Einstieg gerade in Brasilien zuletzt nicht rund. Wegen der großen finanziellen Probleme seines Partners bei MPX, dem Milliardär Eike Batista, musste E.ON früher als geplant mehr Geld zuschießen. Inzwischen greift der Konzern auch stärker in das operative Geschäft bei MPX ein. E.ON-Vorstand Jørgen Kildahl wurde Anfang Juli zum Verwaltungsratschef ernannt. Dagegen betonte E.ON, dass der Einstieg in der Türkei gut vorangehe.