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E.ON droht mit Massenentlassungen - 10.000 Stellen in Gefahr

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX

Düsseldorf/München - Der drohende Stellenabbau beim Energiekonzern E.ON könnte einem Zeitungsbericht zufolge noch massiver ausfallen als bisher angenommen. Nach Information der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag) zieht das Unternehmen den Abbau von bis zu 10.000 Stellen weltweit in Betracht - das wären mehr als zehn Prozent der gesamten Belegschaft. Der beschleunigte Atomausstieg in Deutschland setzt den Konzern mit seinen weltweit rund 85.000 Mitarbeitern unter Druck. Zunächst war nur von der Streichung einiger hundert Stellen die Rede. Arbeitnehmervertreter sind schockiert.

Möglicherweise werde der Aufsichtsrat des Konzerns bereits auf seiner Sitzung Anfang dieser Woche über entsprechende Szenarien informiert, berichtete die "SZ". Der Stellenabbau könne alle Bereiche und Regionen des Konzerns betreffen. Etwa ein Drittel der Stellen könnte dabei auf Deutschland entfallen, wo E.ON rund 35.000 Beschäftigte hat. Ein Unternehmenssprecher wiederholte am Wochenende lediglich Äußerungen der vergangenen Tage: "Infolge der erheblich veränderten Rahmenbedingungen prüft E.ON derzeit mögliche Anpassungen der Strategie und der Aufstellung des Unternehmens." Es seien noch keine Entscheidungen gefallen.

Radikalumbau

"Wir sind völlig entsetzt, dass solche Zahlen kolportiert werden, und es tut mir leid für die Mitarbeiter, die das beim Frühstück lesen oder hören müssen", sagte der E.ON-Konzernbetriebsratsvorsitzende Hans Prüfer, der auch dem Aufsichtsrat angehört, am Samstag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Es gebe aber Indizien, wonach sich konkrete Projekte mit einer möglichen Auflösung von drei E.ON-Gesellschaften befassen. Seit Tagen kursieren Berichte über einen Radikalumbau des Versorgers. Dabei ging es vor allem um die mögliche Schließung von drei Gesellschaften in Essen (E.ON Ruhrgas), München (E.ON Energie) und Hannover (E.ON-Kraftwerkstochter).

Sven Bergelin, Vertreter von Verdi im Aufsichtsrat, kritisierte, die Unternehmensführung habe bisher sowohl dem Wirtschaftsausschuss als auch dem Konzernbetriebsrat eine Auskunft verweigert. Einen Jobabbau in einer Größenordnung von 10.000 Stellen halte er jedoch für "wenig wahrscheinlich". Denn dies würde bedeuten, dass es Einschnitte tief ins operative Geschäft des Konzerns geben müsste, sagte Bergelin.

Zahlenvorlage - Aufsichtsrat tagt

E.ON legt in der kommenden Woche seine Zahlen zum ersten Halbjahr vor, genau wie Wettbewerber RWE. Und auch hier wird der Aufsichtsrat vorher wahrscheinlich wichtige Entscheidungen treffen. Unter anderem soll es um einen Verkauf von Töchtern, eine mögliche Kapitalerhöhung und die Verhandlungen mit dem russischen Gasriesen Gazprom gehen.

Im Fokus des Interesses steht aber die Diskussion um die Nachfolge von Unternehmenschef Jürgen Großmann, dessen Vertrag im Herbst 2012 endet. Medienberichten zufolge will der Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Schneider den Chef der niederländischen RWE-Tochter Essent, Peter Terium, zum Kronprinzen machen. Die einflussreichen Kommunen dagegen favorisieren angeblich RWE-Vorstandsmitglied Rolf Martin Schmitz.

EnBW intensiviert Zusammenarbeit mit Stadtwerken

Unterdessen will der Energiekonzern EnBW seine Zusammenarbeit mit Stadtwerken intensivieren. Aus Konkurrenten sollen Partner werden. Dabei wolle Unternehmenschef Hans-Peter Villis auch Neugründungen von Stadtwerken unterstützen, bestätigte ein Sprecher am Samstag in Karlsruhe einen Bericht der "Wirtschaftswoche". Ende Mai hatten EnBW-Mitarbeiter noch gegen die Entscheidung der Stadt Stuttgart protestiert, ihre Energieversorgung künftig mit eigenen Stadtwerken wieder selbst in die Hand nehmen will.