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E.ON-Chef sieht "dramatische Lage" bei Gaskraftwerken

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Berlin - Die Energiewirtschaft blickt voller Sorgen auf das Jahr 2013. Der rasante Ausbau der erneuerbaren Energien bringt den Markt in schwere Turbulenzen. E.ON-Chef Johannes Teyssen warnt wegen finanzieller Probleme bei immer mehr Gaskraftwerken vor erhöhten Risiken bei der Versorgungssicherheit in Deutschland.

Wegen der Zunahme erneuerbarer Energien gebe es eine "dramatische Lage" bei Gaskraftwerken, sagte der Vorstandschef des größten deutschen Versorgers am Mittwoch bei einer Energietagung des "Handelsblatts" in Berlin. Die teureren Gaskraftwerke würden aus dem Markt gedrängt und kämen nicht mehr auf genug Betriebsstunden. "Die Politik muss klar sehen, dass sich hier ein Risiko bei der Versorgungssicherheit zusammenbraut", so Teyssen.

Auch konventionelle Kraftwerke müssen sich rechnen

E.ON prüfe weitere Stilllegungen. Ein Sorgenkind ist unter anderem das Gaskraftwerk Irsching (Bayern), wo erst im Jahr 2010 ein neuer 845-Megawatt-Block neu an das Netz ging. "Kein Unternehmen kann Anlagen, die keine Kosten erwirtschaften, ernsthaft lange am Leben halten", so Teyssen. Bei der Tagung stand die Frage, wie sich konventionelle Kraftwerke bei immer mehr Solar- und Windstrom noch rechnen sollen, im Fokus. Solche Anlagen sind nötig, damit auch bei wenig Wind und Sonne der Verbrauch vor allem im Winter gedeckt ist. Gerade Gaskraftwerke sollen die deutschen Atomkraftwerke ersetzen.

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) betonte: "Wir werden die Gaskraftwerke als hochflexible Regelkraftwerke brauchen." Ein Grund für die mangelnden Erträge liegt auch im Preisverfall beim EU-Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten begründet. Statt eines geplanten Preises von 17 Euro je ausgestoßener Tonne CO2 lag er zuletzt sogar unter 5 Euro. Dadurch fehlen aber Anreize, den CO2-Ausstoß gerade bei der Energieproduktion stärker zu drosseln. Altmaier will durch Markteingriffe den Preis wieder steigern.

"Umfassende Reparatur" des Emissionshandels

Denn durch den Verfall rentieren sich gerade klimaschädliche Braunkohlekraftwerke. Davon profitieren Konzerne wie RWE, während E.ON wegen vieler Gaskraftwerke im Nachteil ist. Teyssen forderte eine "umfassende Reparatur" des Emissionshandels, ansonsten müsse es einen CO2-Mindestpreis oder eine CO2-Steuer geben.

Teyssen kritisierte eine zunehmend egoistische Energiepolitik in Europa. Mit hoher Geschwindigkeit bewege sich die Energiepolitik in Staaten wie Deutschland "in die nationale Ecke". "Das Kapital ist nicht hungrig auf Europa", kritisierte Teyssen mangelnde Investitionsanreize. Als interessante Märkte für E.ON nannte er unter anderem Russland, die USA und die Türkei. Trotz des Ausbaus erneuerbarer Energien in Deutschland gebe es weltweit gegensätzliche Trends. "Amerika hat uns mit seinen unkonventionellen Gas- und Kohlevorkommen das Gegenteil gelehrt", sagte Teyssen. Der Höhepunkt bei der Förderung fossiler Energieträger sei längst nicht in Sicht.