Düsseldorf - Der Chef des größten deutschen Energiekonzerns E.ON , Wulf Bernotat, hat einen Sparkurs angekündigt. In einem Interview mit dem "Handelsblatt" (Montag) sagte er, die Zeiten würden schwieriger. Er wolle schon bald Ergebnisse einer Kostenanalyse präsentieren und Maßnahmen einleiten. Auch alle noch nicht fest beschlossenen Investitionen würden geprüft. "Wir sind als Energieunternehmen davon zwar nicht so betroffen wie zum Beispiel der Auto- oder der Maschinenbau, aber natürlich werden auch wir die Krise zu spüren bekommen, wenn unsere Kunden ihre Produktion drosseln müssen", sagte er. Bernotat betonte, dass es E.ON nicht an Finanzkraft mangele. Derzeit wolle sich das Unternehmen aber auf organisches Wachstum konzentrieren, sagte der Vorstandschef. Er verteidigte den Strategiewechsel von vor zwei Jahren, die Verschuldung zu erhöhen und so Zukäufe zu finanzieren.
An der "sehr positiven Einschätzung" des Wachstumspotenzials des 2007 übernommenen russischen Stromproduzenten OGK-4 habe sich nichts geändert, sagte Bernotat. E.ON hatte sich den Zukauf 4,6 Milliarden Euro kosten lassen - heute ist es wegen der Wirtschaftskrise nur noch ein Bruchteil des Kaufpreises wert. Ob es bei den von der spanischen Endesa für knapp 12 Milliarden Euro übernommenen Teilen zu Wertberichtigungen kommen wird, schloss Bernotat nicht aus. "Grundsätzlich muss man bei jedem Investment immer wieder schauen, wie werthaltig es ist", sagte der E.ON-Chef. "Dass die Preise vor einem Jahr höher waren als heute, ist richtig. Aber man trifft Entscheidungen immer dann, wenn sie anstehen - und in diesem Fall aus strategischen Gründen."
Von der Politik forderte Bernotat, den Energiekonzernen wieder mehr Freiräume zu geben. "Das Konzept der Zerschlagung der großen Energiekonzerne und des Wettbewerbs mit vielen atomisierten Einheiten führt in die Irre." Der russisch-ukrainische Gasstreit habe gezeigt, dass es wenig ratsam wäre, die Pipelines den Großunternehmen wegzunehmen. Diese hätten die Versorgungskrise schnell und geräuschlos bewältigt. Gerade in Deutschland stelle sich die Frage, ob die aus seiner Sicht beim Öl gemachten Fehler wiederholt werden sollen. Anders als fast alle europäischen Länder verfüge Deutschland über kein Ölunternehmen mehr, das auf dem Weltmarkt eine Rolle spielt. Angesichts der Probleme bei der weltweiten Beschaffung, dürfe sich das beim Gas nicht wiederholen.