E.ON bleibt im Krisenmodus - Konzern rutscht in die roten Zahlen
Stand: 12.11.2014
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Düsseldorf - Der Energieriese E.ON wartet weiter auf bessere Zeiten. Im dritten Quartal schrieb der Versorger wieder rote Zahlen. Unter dem Strich stand ein auf die Aktionäre entfallender Verlust von 835 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Düsseldorf mitteilte. Vor einem Jahr musste E.ON bereits einen Fehlbetrag in Höhe von 464 Millionen Euro verkraften.
Der hohe Verlust in dem wegen der Ferien üblicherweise schwachen Sommerquartal fraß auch die Gewinne aus dem ersten Halbjahr auf. Nach neun Monaten steht ein Fehlbetrag von 14 Millionen Euro in den Büchern. Vor einem Jahr war es noch ein Plus von 2,6 Milliarden - das Vorjahr war allerdings von hohen Buchgewinnen aus dem Verkauf von Geschäftsteilen geprägt. Die Börse sah über die roten Zahlen hinweg. Bis zum Mittag legte die E.ON-Aktie rund 0,5 Prozent zu und war damit Spitzenreiter im schwachen Dax.
E.ON leidet wie die gesamte Branche unter den Folgen der Energiewende. So stehen die Gewinne wegen sinkender Großhandelspreise für Strom unter Druck. Das können auch die mit hohen Investitionen ausgebauten Geschäfte in den Schwellenländern Brasilien, Russland und der Türkei nicht ausgleichen.
Prognose bestätigt
Dennoch hält der Vorstand an seiner Prognose für das Gesamtjahr fest. Das operative Ergebnis (Ebitda) soll zwischen 8,0 und 8,6 Milliarden Euro landen, 2013 wies der Konzern noch 9,3 Milliarden Euro aus. Der sogenannte nachhaltige Konzernüberschuss - aus dem zahlreiche Sonder- und Bewertungseffekte herausgerechnet werden - soll von 2,1 auf 1,9 bis 1,5 Milliarden Euro sinken. Davon will der Konzern weiter 50 bis 60 Prozent als Dividende an die Aktionäre ausschütten. Finanzvorstand Klaus Schäfer gab sich optimistisch, das aus dem laufenden Cashflow zahlen zu können und nicht an die Substanz gehen zu müssen.
In den ersten neun Monaten sackte das operative Ergebnis um sieben Prozent auf 6,6 Milliarden Euro ab. Auf vergleichbarer Basis - also ohne die Folgen von negativen Währungseffekten und ohne im Vorjahr verbuchte Beiträge von inzwischen verkauften Aktivitäten - wäre ein leichter Zuwachs herausgekommen. Das nachhaltige Nettoergebnis lag ein Viertel niedriger bei 1,4 Milliarden Euro. Der Umsatz ging um neun Prozent auf 81,3 Milliarden Euro zurück. Die Zahlen waren allerdings besser als von den meisten Analysten erwartet.
Schulden leicht gesenkt
"Nach den ersten neun Monaten liegt das Ergebnis im Rahmen der angekündigten Erwartungen für das Gesamtjahr", sagte Finanzchef Klaus Schäfer. "Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Performance zu verbessern und unser Portfolio zu optimieren." Fortschritte habe es bei den Kosten gegeben. Das Ziel, 1,2 Milliarden Euro in diesem Jahr einzusparen, sei bereits geschafft. Zudem lag die Verschuldung mit 31 Milliarden Euro 1,2 Milliarden unter dem Vorjahreswert.
Seit Jahresbeginn lief es in der Stromerzeugung trotz des anhaltenden Drucks auf die Großhandelspreise wieder besser. Dank des Sparprogramms und einer deutlich gesunkenen Belastung aus der Atomsteuer, verbesserte die Sparte ihren operativen Gewinn um die Hälfte. Zuwächse gab es auch bei den erneuerbaren Energien und im Gasfördergeschäft.
Zahlreiche Sorgenfälle
Die Fortschritte wurden aber weiter von den zahlreichen Sorgenfällen zunichte gemacht. So hat sich die Hoffnung, dass das Auslandsgeschäft die Rückgänge ausgleichen könnte, bislang nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Die Schwäche der Wirtschaft in den Schwellenländer trifft E.ON nun doppelt - zum einen wird weniger Strom als erwartet nachgefragt, zum anderen verfällt die dortige Währung und drückt auf die Bilanz.
Die Deutschland-Sparte meldete ebenfalls wieder einen Gewinneinbruch. Das liegt auch am Verkauf von drei Regionalversorgern, deren Erträge dem Konzern nun verloren gehen. Den größten Rückgang wies aber die Energiehandelssparte aus. Dieses komplizierte Geschäft ist stark schwankungsanfällig. So hatte im vergangenen Jahr die Ausübung von Optionsrechten beim Handel von CO2-Zertifikaten noch hohe positive Effekte, die sich nun nicht wiederholt haben. Außerdem fehlt der Beitrag des vor einem Jahr verkauften Gasgeschäfts in Ungarn.