Düsseldorf (dpa) - Der Energieriese E.ON will nach einer beispiellosen Einkaufstour seine milliardenschweren Zukäufe erst einmal verdauen. "Weitere Grossprojekte stehen aktuell nicht an", sagte der Vorstandsvorsitzende Ulrich Hartmann am Mittwoch bei der Bilanzvorlage in Düsseldorf. In kurzer Zeit habe E.ON mit Ruhrgas und dem britischen Stromkonzern Powergen zwei grosse Akquisitionen realisiert. Jetzt will der grösste europäische Energiekonzern die Potenziale von Powergen und Ruhrgas ausschöpfen. Für die Übernahmen beider Unternehmen blätterte E.ON rund 25 Milliarden Euro auf den Tisch.
Auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz als E.ON-Chef nannte Hartmann das Jahr 2002 als Richtung weisend für den Konzern. "Mit der Freigabe für den Erwerb von Ruhrgas haben wir in unserem Kerngeschäft einen Quantensprung vollzogen", unterstrich der Vorstandsvorsitzende. Die Übernahme sei ein Eckpfeiler der Unternehmensstrategie gewesen. Hartmann wird mit Ablauf der Hauptversammlung Ende April aus der Führungsmannschaft ausscheiden und in den Aufsichtsrat wechseln. Zu seinem Nachfolger hatte das E.ON-Kontrollgremium bereits im vergangenen Jahr den früheren Stinnes-Chef Wulf Bernotat ernannt.
Nach den gelungenen Übernahmen und der Ausrichtung des früheren Konglomerats auf die Kernsparten
Strom und Gas hat nicht nur der scheidende Vorstandschef allen Grund zur Freude. Auch die Aktionäre dürfen jubeln: Steigende Gewinne schlagen sich für sie in einer höheren
Dividende nieder. Aufsichtsrat und Vorstand verständigten sich darauf, der Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2002 eine Anhebung des Ausschüttungsbetrags um 0,15 Euro auf 1,75 Euro vorzuschlagen.
Bei einem fast unveränderten Umsatz von 37 Milliarden Euro kletterte das Betriebsergebnis im vergangenen Geschäftsjahr um 23 Prozent auf die Rekordmarke von 3,9 Milliarden Euro. Dabei gelang es E.ON, hohe Sonderbelastungen aus Wertberichtigungen unter anderem der Firmenwerte von Powergen und auf
Aktien der HypoVereinsbank durch Verkäufe von Beteiligungen (Schmalbach-Lubeca) abzufedern. So verbesserte sich der Konzerngewinn noch um 8 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Durch weiterhin hohe Veräusserungsgewinne, die deutlich über 1 Milliarde Euro liegen sollen, rechnet der Vorstand 2003 mit einem weiteren Anstieg des Konzernüberschusses.
Tragende Säule im E.ON-Konzern, der gegenwärtig rund 107.000 Menschen im In- und Ausland beschäftigt, ist und bleibt die Stromsparte. So kletterte das Betriebsergebnis der Tochterfirma
E.ON Energie unter anderem durch eine operative Verbesserung des inländischen Stromgeschäfts und der erstmals ganzjährigen Einbeziehung von Sydkraft und Hein
Gas um 28 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Auch Preiserhöhungen haben hierzu beigetragen. Im laufenden Jahr seien die Chancen für weitere Preisaufschläge allerdings nicht besonders gross, betonte Hartmann.