Entwurf für Weltklimaabkommen muss konkret werden
Stand: 01.09.2015
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Bonn - Nur noch drei Monate: Vor dem Beginn des Weltklimagipfels ist der Entwurf für den Vertragstext immer noch sehr luftig. Am ersten Tag einer Vorbereitungskonferenz in Bonn mahnten Umweltschutzorganisationen die Länder deshalb zur Eile. Wenn es nicht gelingt, vor Beginn des Gipfels einen Text mit nur noch wenigen, konkret formulierten Alternativen abzufassen, droht auch nach Meinung vieler Politiker ein Debakel wie 2009 beim Gipfel von Kopenhagen.
Bisher sei der Text "eher eine Art Protokoll der geäußerten Wünsche, Positionen und Forderungen der Regierungen - aber eben noch keine Skizze für das Ergebnis von Paris", kommentierte der Oxfam-Experte Jan Kowalzig. Martin Kaiser von Greenpeace sagte, der Text müsse jetzt auf jene Vorschläge zusammengestrichen werden, die wirklich eine Begrenzung des weltweiten Temperaturanstiegs gewährleisten könnten.
Mit einem Durchbruch wird in Bonn aber nicht gerechnet, da dort keine Minister zusammenkommen. Als wichtiger gelten geplante Verhandlungen am Rande der UN-Vollversammlung Ende September in New York und eine letzte Bonner Vorbereitungskonferenz im Oktober, dann auch mit Ministern. Im Hintergrund geht es vor allem auch um eine informelle Einigung zwischen den USA, China und Indien. Als größte Antreiber der Verhandlungen gelten die französische Regierung und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Einen wichtigen Impuls könnte auch die Rede geben, die Papst Franziskus am 25. September vor der UN-Vollversammlung halten will.
Der Weltklimagipfel vom 30. November bis zum 11. Dezember soll ein verbindliches Abkommen für über 190 Staaten hervorbringen. Die Treibhausgas-Emissionen sollen so stark sinken, dass sich die Erdatmosphäre um nicht mehr als zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit im 19. Jahrhundert erwärmt.
Die G7-Staaten hatten im Juni bei ihrem Gipfel in Elmau das Zwei-Grad-Ziel bekräftigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verkündete den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen bis zum Ende des Jahrhunderts. Eine von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) geplante Kohleabgabe für alte deutsche Kraftwerke kam dann aber nicht zustande. Greenpeace-Experte Kaiser kritisierte: "Wenn die Kanzlerin ihrer internationalen Ankündigung nicht umgehend auch in Deutschland Taten folgen lässt, wird sie mit einem massiven Glaubwürdigkeitsproblem nach Paris reisen."
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