Entscheidung um RWE-Chefposten sorgt für Streit
Stand: 08.08.2011
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Essen - Im Aufsichtsrat des Energieriesen RWE gibt es noch keine klare Mehrheit für einen künftigen Konzernchef. Während Aufsichtsratschef Manfred Schneider und fünf oder sechs Vertreter der freien Aktionäre für den Niederländer Peter Terium plädierten, seien die einflussreichen kommunalen Aktionäre für RWE-Vorstand Rolf Martin Schmitz, hieß es am Montagmorgen aus Unternehmenskreisen, die damit einen Bericht des "Handelsblatts" (Montagausgabe) bestätigten. Am heutigen Montag soll der Personalausschuss des Aufsichtsrats zusammenkommen.
Bei den Gesprächen am Sonntag sei noch keine Entscheidung gefallen, die nun als Beschlussvorlage für die Sitzung des Personalausschusses eingereicht werden könnte, hieß es aus den Kreisen. Das Unternehmen wollte die Informationen nicht kommentieren. Ob es nun an diesem Montag zu einer Entscheidung kommt, bleibt damit unklar. Was verkündet werde, hänge vom Verlauf der Sitzung ab, sagte ein RWE-Sprecher. Der Vertrag von Vorstandschef Jürgen Großmann läuft noch bis Herbst 2012. Bisher hatte der umstrittene Atommanager stets betont, den Vertrag bis zum Ende erfüllen zu wollen.
Kampfabstimmung nicht ausgeschlossen
Eine Kampfabstimmung scheint laut "Handelsblatt" nicht ausgeschlossen. Für den 47 Jahre alten Terium, der die niederländische RWE-Tochter Essent leitet, haben sich dem Bericht zufolge bislang nur die sechs Vertreter der freien Aktionäre, darunter Allianz-Vorstand Paul Achleitner, Daimler-Chef Dieter Zetsche und Thyssen-Krupp-Aufsichtsrat Ekkehard Schulz ausgesprochen.
Die einflussreichen kommunalen Aktionäre unterstützen dem Vernehmen nach weiterhin Schmitz. Die Kommunen halten rund 20 Prozent der Anteile an dem Energiekonzern und haben vier Sitze im Aufsichtsrat. Sollte die Kapitalseite sich nicht einigen, könnte der Zeitung zufolge die Arbeitnehmerbank im RWE-Aufsichtsrat bei der Wahl eines Großmann-Nachfolgers den Ausschlag geben. Schon seit einigen Tagen wird darüber gemunkelt, dass die Arbeitnehmervertreter signalisiert haben sollen, in diesem Fall Schmitz zu unterstützen.
Damit aber wäre Schneider endgültig gescheitert, und ein Rücktritt des 72-Jährigen wäre höchstwahrscheinlich, berichtet das Blatt. Da Schneider aber von seinem Favoriten Terium nicht abrücken werde, müsse er den Kommunen etwas bieten, damit diese ihr Gesicht wahren könnten. Ein Kompromiss könne so aussehen, dass der Niederländer Terium zum künftigen Vorstandschef bestimmt werde und Schmitz zu seinem Stellvertreter. Sogar Schmitz hätte bei einer solchen Regelung "keine Störgefühle", zitiert die Zeitung aus seinem Umfeld.