Energiewerke Nord wollen Reaktorabbau in Lubmin beschleunigen
Stand: 05.01.2005
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Lubmin (dpa) Mit einer Änderung des Rückbau-Verfahrens im stillgelegten Kernkraftwerk Lubmin wollen die Energiewerke Nord (EWN) den Abbau kostengünstiger und schneller machen. Entgegen den früheren Planungen soll der rund 230 Tonnen schwere Reaktordruckbehälter des Blockes 1 nicht zerlegt, sondern in einem Stück in das benachbarte Zwischenlager Nord gebracht werden, sagte EWN-Geschäftsführer, Dieter Rittscher der Nachrichtenagentur dpa. Die Änderungsgenehmigung solle in Kürze beim Umweltministerium in Schwerin beantragt werden. Der Reaktor im Block 1 war von 1973 bis zur Abschaltung des Kernkraftwerkes 1990 in Betrieb.
Auch für den Abbau der Blöcke 2, 3 und 4 soll laut Rittscher das neue Verfahren angewendet werden. Bei den Blöcken 3 und 4 werde sogar erwogen, das Innenleben des Reaktors unzerlegt in das Zwischenlager zu bringen. Diese Reaktoren hatten mit 11 und 13 Jahren die geringste Betriebszeit. Sollte das Schweriner Umweltministerium die Änderungen genehmigen, werde sich eine Kostenersparnis von mehreren Millionen Euro ergeben, sagte Rittscher. Der Abbau des Kernkraftwerkes in Lubmin liege voll im Plan. Bis Mitte 2005 soll nach einem dreiviertel Jahr der ferngesteuerte Abbau des strahlenden Reaktorinnenlebens im Block 1 abgeschlossen sein.
Im Zwischenlager Nord lagern den Worten Rittschers zufolge mittlerweile 42 von insgesamt 63 Castoren. Mitte 2006 soll die Castorbeladung abgeschlossen und das Zwischenlager für abgebrannten Brennstoff (ZAB) leergeräumt sein. Die Genehmigung für den Abriss des ZAB sei bereits gestellt. Das Zwischenlager Nord sei bereits zu 60 Prozent mit radioaktiven Reststoffen gefüllt. Der Rückbau des KKW Nord, für den der Bund 3,2 Milliarden Euro bereitstellt, soll 2009/2010 abgeschlossen sein.
"Das Jahr 2004 war für uns ein sehr gutes Jahr", sagte Rittscher. Auch die Arbeiten beim Abbau des Forschungsreaktors Jülich sowie beim Bau eines Zwischenlagers für die Lagerung von 120 U-Booten der russischen Nordmeerflotte bei Murmansk schritten voran. Beim 200-Millionen-Euro-Projekt "Jülich" sei der Bau einer Materialschleuse begonnen worden. Nach den Plänen der EWN soll in fünf Jahren der 2000 Tonnen schwere Reaktorbehälter in ein Zwischenlager gebracht werden. In Murmansk seien mittlerweile zehn von 120 U-Booten zerlegt worden. Die Reaktorsegmente würden von 2006 im neuen Zwischenlager deponiert.