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Energiewende ist auch für TÜV Nord eine Herausforderung

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Hannover - Die Energiewende stellt nicht nur Stromkonzerne vor eine große Herausforderung. Auch der TÜV Nord muss sich auf die Veränderungen einstellen. Während die Zertifizierung von Ökostrom-Anlagen viel Arbeit in Anspruch nimmt, fehlen Einnahmen aus der Überprüfung von Kernkraftwerken.

Die stockende Energiewende und weitere Expansion im Ausland stellen den TÜV Nord auf eine harte Probe. Dem Prüfkonzern gelang es im vergangenen Jahr zwar, auch dank des Ausbaus seines Geschäfts mit erneuerbaren Energien erstmals die Milliardenmarke beim Umsatz zu knacken. Zugleich musste das Unternehmen jedoch rückläufige Aufträge zur Untersuchung von Nuklearanlagen verzeichnen. Außerdem erhöhte die Krise in Südeuropa die Unsicherheit auf mehreren Märkten.

Energiewende lässt Gewinn schrumpfen

Die drittgrößte TÜV-Gruppe erlöste insgesamt 1,025 Milliarden Euro - 11 Prozent mehr als 2010, wie Finanzchef Elmar Legge am Freitag in Hannover berichtete. Das Betriebsergebnis wuchs um 18 Prozent auf 43,4 Millionen Euro. Unterm Strich verdiente der TÜV Nord allerdings weniger: Nach 35,9 Millionen waren es 2011 nur 10,7 Millionen Euro.

Hauptgrund dafür seien die erwarteten Sonderbelastungen durch die Energiewende, weil etwa Atomanlagen seltener geprüft werden mussten, sagte Vorstandschef Guido Rettig. Dagegen setzte das Unternehmen bei der Untersuchung von Windkraftanlagen fast ein Drittel mehr um.

TÜV erwartet Mitarbeiteranstieg

Wegen des Atomausstiegs müsse jedoch auch in moderne Kohle- und Gaskraftwerke investiert werden, mahnte Rettig: "Hier gibt es großen Nachholbedarf. Der Horizont heißt 2050, das ganze Thema ist auch aus Ingenieurssicht hochgradig interessant." Die Politik müsse vor allem klären, wie sie die drohenden Netzengpässe vermeiden wolle.

Weltweit beschäftigt der Konzern derzeit mehr als 14 200 Menschen. "Die Zahl ist letztes Jahr um 10 Prozent gestiegen, wir erwarten die Größenordnung ungefähr auch in diesem Jahr", kündigte Legge an. Rettig sieht trotz Risiken in einigen Regionen Luft nach oben - insbesondere wegen des guten China-Geschäfts: "Ein Umsatz von 1,5 Milliarden Euro steht für 2015 nach wie vor auf der Tagesordnung."

Ausbau neuer Geschäftsfelder

Gleichzeitig schränkte der TÜV-Nord-Chef mit Blick auf die anhaltende Staatsschuldenkrise in Europa ein: "Ich hoffe, dass wir bei allem, was jetzt in Griechenland und Spanien abläuft, gut gewappnet sind." In Griechenland gingen die Aufträge bei Raffinerien und Hafentechnik zurück. Mit dem Ausbau neuer Geschäftsfelder wie E-Mobilität, Lebensmittel- und Satellitentechnik versuche der TÜV Nord aber gegenzusteuern. "Deshalb diese Diversifizierung."

Legge sagte, der Konzern wolle spanische Kollegen für Projekte in Deutschland gewinnen. Dies gilt in der Industrie auch als ein Mittel, um den Fachkräftemangel zu lindern. Der TÜV Nord ist nach dem TÜV Süd (München) und TÜV Rheinland (Köln) die Nummer drei der TÜV-Gruppen.