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Energiewende: Deutsche müssen umdenken

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Stuttgart - Die Deutschen sollten aus Sicht eines Experten für die geplante Energiewende noch gehörig umdenken. "Um den Verbrauch fossiler Energieträger bis 2050 auf unter 20 Prozent herunterzufahren, ist schon eine Verhaltensänderung der Verbraucher nötig", erklärte Ortwin Renn, Stuttgarter Professor und Mitglied der Bundes-Ethikkommission Energie, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Sehr viele fordern den Ausbau erneuerbarer Energien aus Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft, "aber keiner will die damit verbundenen Belastungen". Widerstand gebe es vor allem auf lokaler Ebene.

Die Sonne sei nahezu allen Umfragen zufolge die beliebteste Ökoenergiequelle der Deutschen. "Alles, was mit Solar zu tun hat, ist hoch positiv belegt", betonte Renn. Auf Platz zwei liege der Wind als regenerativer Energielieferant, dann Wasserkraft, Biogas, Geothermie und Biomasse. Viele Verbraucher würden sich aber nicht klarmachen, welche Infrastruktur für ihre Nutzung notwendig sei, sagte der Forscher. "Der Bau von Pumpspeicherkraftwerken oder der Ausbau der Netzwerke ist nicht unbedingt erwünscht."

Anreize zur energetischen Sanierung schaffen

Zum Teil müssten auch stärkere Anreize geschaffen werden, etwa für die energetische Sanierung von Altbauten. Renn: "In der Wärmedämmung sind die höchsten Effizienzgewinne bei den geringsten Kosten möglich."

Bei größeren Baumaßnahmen rät der Experte dazu, Betroffene eher in die Planung einzubinden. "Das Planungsrecht sieht zwar vor, dass Einsprüche erhoben werden können, doch kommen sie in der Regel zu spät." Statt nach dem Motto "Friss oder stirb" könnten die Menschen bei früher Beteiligung noch Änderungsvorschläge einbringen. "Man müsste dann natürlich auch damit leben, dass mal ein Projekt kippt. Aber das wäre dann ja frühzeitig. Man würde weniger Geld verlieren - und weniger Vertrauen."

Fossile Brennstoffe weiterhin wichtig

Öl und Gas werden Renn zufolge auch 2050 noch wichtig sein. So sei etwa beim Flug- und Güterverkehr kein Ersatz für fossile Brennstoffe in Sicht. "Biomasse wird an Bedeutung gewinnen, aber sie wird wegen begrenzter Flächen und Konkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung nicht in den Himmel wachsen."

Bei der Stromgewinnung sieht Renn im Jahr 2050 die Windenergie vorn. "Sie wird wahrscheinlich die Nummer 1 werden, mit den Offshore-Windparks vor der Küste." Offen sei noch, wie weit etwa die europäische Vernetzung und die Nutzung von Sonnenenergie in den Wüsten Nordafrikas voranschreiten würden.