Deutsche Energie-Konzerne schließen einen
vergleichbar großen Stromausfall wie in Nordamerika für die
Bundesrepublik aus. Der Chef des baden-württembergischen Unternehmens
EnBW, Utz Claassen, sagte am Freitag im ARD-«Morgenmagazin», das US-
Stromnetz sei weitläufiger. Zudem sei Deutschland bei der Prävention
und Technik weltweit führend. «Von daher sind wir zuversichtlich, das
so etwas hier nicht passieren wird.» Auch nach Angaben des schleswig-
holsteinischen Energieunternehmens Schleswag kann ein Fehler oder
Unglück allein in einem Kraftwerk hier zu Lande nicht gleich eine
ganze Region lahm legen.
Stromexperten in Thüringen halten ein solchen Ausfall ebenfalls für ausgeschlossen. Das
Stromnetz im Freistaat sei so konstruiert, dass ein Dominoeffekt wie in den USA und Kanada nicht eintrete, sagte Matthias Wenzel, Marketingleiter der Thüringer
Energie AG (TEAG/Erfurt) am Freitag auf Anfrage. Deutschland verfüge über ein sehr modernes Stromnetz, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium. Das regionale Stromnetze in Thüringen ist nach TEAG-Angaben so aufgebaut, dass bei Ausfällen Fehler relativ rasch lokalisiert und Abschaltungen regional begrenzt werden können. So genannte Ringschaltungen sicherten, dass die
Stromversorgung auch bei Defekten weiter gesichert sei, so Wenzel.
"Das deutsche Netz ist wesentlich stabiler, es sind Kraftwerke in Reserve, um Ausfälle aufzufangen", sagte Andreas Brandtner von der Avacon AG (Helmstedt), die das nördliche Sachsen-Anhalt und Niedersachsen mit Energie versorgt, am Freitag. Brandtner betonte, einen so großflächigen Stromausfall wie am Donnerstag habe es nicht zum ersten Mal in den USA gegeben. Das könne geschehen, wenn ein Netz ein relativ großes Gebiet abdecke, nicht im Topp-Zustand und dazu noch hoch belastet sei. "In der Region haben 80 Prozent der Haushalte eine
Klimaanlage." Falle ein Kraftwerk aus und
die anderen seien voll belastet, breche in einer Kettenreaktion nach und nach das Netz weg. "Es kann Tage dauern, bis das Netz wieder voll steht", sagte Brandtner.
Auch der Technische Direktor der Städtischen Werke Magdeburg (SWM), Johannes Kempmann, verwies auf den hohen deutschen Standard. «Das hat aber auch seinen Preis», sagte er. Die Branche habe viel Geld in die Netze investiert. In der Bundesrepublik betrage der
Ausfallzeitraum für Stromkunden im Jahr durchschnittlich 15 Minuten. In Italien seien es beispielsweise 190 Minuten.
Ein großflächiger Stromausfall wie in Nordamerika ist auch nach Darstellung der Stadtwerke Hannover in Deutschland nicht möglich. Grund dafür seien Notfall-Vorkehrungen, durch die der Ausfall einzelner Kraftwerke begrenzt würde, sagte die Sprecherin der Stadtwerke, Brigitte Neumann, am Freitag. Zwar komme es vor, dass ein Kraftwerk etwa wegen eines Kurzschlusses ausfalle. Dieses werde dann aber vom Verbundnetz getrennt. Einen "Domino-Effekt" in der Dimension wie in Nordamerika könne es deshalb nicht
geben.