Energiehandel: Studie bescheinigt grosses Potential
Stand: 10.12.2002
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Energieunternehmen müssen sich jetzt den Herausforderungen stellen, wenn sie in einem Markt nachhaltig erfolgreich sein wollen, der nach dem Zusammenbruch von Enron unberechenbarer geworden ist. Mit einem geschätzten weltweiten Marktvolumen von rund 700 Milliarden US-Dollar wird der Energiehandel in der aktuellen Phase des Wandels und der Unsicherheit zu einem strategischen Werttreiber für die Energiekonzerne. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Anpassung an den Markt sind die vollständige Integration des Energiehandels in eine unternehmensweite Risiko-Strategie, begleitet von stringenten Corporate Governance-Prozessen, einem effektiven Risiko-Management und einem internen Kontrollsystem. Diese Schlüsse zieht die aktuelle PwC-Studie Energy trading - Re-establishing sound foundations, die im November 2002 die Entwicklungen der Energiehandelsmärkte untersuchte.
Potenziale des Energiehandels sollten nicht unterschätzt werden
Der Markt für den Energiehandel leidet derzeit unter mangelndem
Vertrauen bei Kreditgebern und Investoren, was die Kreditwürdigkeit
des gesamten Industriezweiges beeinträchtigt und die Bonitäts-Ratings
einiger Marktteilnehmer ins Bodenlose fallen liess. Deshalb, so PwC,
besteht die Gefahr, dass Unternehmen den Wert des Energiehandels
unterschätzen und sein Potenzial zur Steigerung des
Unternehmenswertes für Investoren, Aktionäre, Mitarbeiter und andere
am Unternehmen interessierte Gruppen (Stakeholder) nicht realisieren.
Der erste Schritt: Aufbau von Vertrauen
"Insbesondere nach dem Zusammenbruch von Enron und den anhaltenden
negativen Nachrichten aus dem Sektor - zum Beispiel
Round-Trip-Geschäfte - ist für die Unternehmen entscheidend, das
Vertrauen der Kapitalmärkte zurückzugewinnen. Dazu müssen die
Energiekonzerne im Rahmen eines Value Reporting-Konzeptes sowohl
Strategie- und Risiko-Management als auch die Performance ihres
Handelsbereiches deutlich kommunizieren. Dies setzt voraus, dass
Geschäftsführungs- und Aufsichtsgremien über ein umfassendes
Verständnis des gesamten Risikoumfeldes des Energieunternehmens
verfügen, Regeln für eine effektive Organisation und laufende
Überwachung des Handelsbereiches festlegen und über dessen
Entwicklung auf Basis von Kennzahlen regelmässig und zeitnah
informiert werden. Erst wenn dies geschehen ist und die Stakeholder
von der Strategie und der rigorosen Überwachung ihrer Umsetzung zur
Erzielung einer risikoadäquaten Rendite überzeugt sind, wird auch das
Vertrauen zurückkehren", betont Manfred Wiegand.
Nur integrierte Handelsbereiche bringen langfristig Mehrwert
Ein Kernpunkt der Unternehmensstrategie sollte darin bestehen, den
Energiehandel vollständig in das Gesamtunternehmen und die
Optimierung seiner Strategie einzubinden, so die PwC-Studie. Denn ein
innerhalb eines Energieversorgers isoliert betriebener
Handelsbereich, wird einerseits seine Potenziale nicht realisieren
können und andererseits wird ein selbstständiges Handelsunternehmen
ohne eine hinreichende Ausstattung mit Risikokapital auf die Dauer
nicht tragfähig sein.
Grosse Herausforderung: Risiko-Management
Der Energiehandel hat seine eigenen Risiken und stellt die
Unternehmen vor vier besonders kritische Herausforderungen: die
Beurteilung und Handhabung des Preisrisikos, die Abschätzung des
Mengenrisikos, die Bestimmung einer angemessenen Kapitalausstattung
und die Einführung wirkungsvoller Prozesse zur Steuerung des
Kreditrisikos. Bisher sind nicht alle Unternehmen in der Lage, mit
diesen Risiken angemessen umzugehen. Insbesondere das Preisrisiko ist
in den liberalisierten Märkten entscheidend, denn Kosten können nicht
mehr problemlos an die Verbraucher weitergegeben werden, aber auch
die Beurteilung der Kreditwürdigkeit der Handelspartner bedarf
zunehmender Beachtung.
"Die Unternehmen müssen in der Kommunikation mit ihren Stakeholdern von Anfang an klar festlegen, worin die Risiken, die mit ihren Aktivitäten im Energiehandel verbunden sind, bestehen und wie sie mit ihnen umgehen", so Manfred Wiegand. "Diese Rückversicherung für die Kapitalmärkte kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden."
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Der Energiehandel