Energetische Sanierung kommt nicht recht in Schwung
Stand: 21.02.2011
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Berlin - 12 Millionen Gebäude in Deutschland sollen nach dem Willen der Regierung mit Wärmedämmungen, neuen Dächern und sparsamen Heizungsanlagen saniert werden. Beim dem Schlüsselprojekt des Energiekonzepts hakt es allerdings an allen Ecken und Enden. "Es gibt keine Sanierungsoffensive", heißt es.
Im Herbst 2010 hatte die Regierung das erste Energiekonzept seit 1973 vorgelegt: Bis 2050 soll der Primärenergieverbrauch um rund die Hälfte sinken, auch um das Klima zu schonen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei vor allem in der Gebäudesanierung, weil in den 18 Millionen Gebäuden in Deutschland fast 80 Prozent der Energie verbraucht wird. Rund 12 Millionen Gebäude sollen in den nächsten Jahren saniert werden. Die Regierung will zur Energieeinsparung die Sanierungsrate von ein auf zwei Prozent pro Jahr verdoppeln. So der Wunsch.
Finanzielle Mittel sind knapp
Doch von der viel gepriesenen Offensive ist wenig zu spüren, offenbar auch, weil die Regierung weniger Geld gibt. Nur knapp eine Milliarde Euro steht für das Sanierungsprogramm 2011 zur Verfügung - weniger als in Vorjahren. Für 2012 sind bisher sogar noch keine Gelder eingeplant.
Der Chef der Deutschen Energieagentur (dena), Stephan Kohler, ist deshalb pessimistisch. Er sehe keine Offensive im Markt. "Notwendig wären vier bis fünf Milliarden Euro pro Jahr." Dieses Geld sei viel besser angelegt für eine Minderung der klimaschädlichen CO2-Ausstöße als die Milliardenförderung für Solarstrom in Deutschland. 75 Prozent an Energie ließen sich durch Sanierungen sparen.
Auch die KfW-Bank, die staatlich geförderte Programme zur Gebäudesanierung anbietet, kann noch nicht von einem Boom berichten. Mit 8,7 Milliarden Euro lag das Kredit-Zusagevolumen 2010 knapp unter dem Rekordniveau des Vorjahres (8,9 Milliarden Euro), sagt eine Sprecherin. Für 2011 werden ersten Zahlen Ende März erwartet.
Bürger haben keine Lust auf "Abrissprämie"
Der Satiriker Martin Sonneborn machte sich jüngst im Auftrag der "ZDF heute Show" auf zu Hausbesitzern, bewaffnet mit einem Temperaturmessgerät. Minister Ramsauer würde einen roten Kopf bekommen, wenn er die schlechte Energiebilanz sähe. Sonneborn empfahl den Besitzern den Abriss ihrer schlecht gedämmten Häuser. Dafür könnten sie ja die "Abrissprämie" des Bundes kassieren.
Auch wenn ein staatlich geförderter Neubau im Einzefall günstiger sein kann als die Wärmedämmung eines 60-Jahre-Hauses, verspüren die Bürger bisher wenig Lust, die "Abrissprämie" in Anspruch zu nehmen.
dena: Sanierung rechnet sich
Die dena betont, dass sich Sanierungen rechnen, Horrorrechnungen von Eigentümerverbänden seien falsch. Die eigene Sanierungsstudie habe mit der Auswertung von 350 Praxisbeispielen nachgewiesen, dass hocheffiziente Sanierungen bei Wohngebäuden in den meisten Fällen wegen geringerer Energiekosten keine höheren Warmmieten bedeuteten.
Denn die Energiekosten sind für Mieter die größten Kostentreiber. Während Kaltmieten seit 1995 um 22 Prozent stiegen, legten die Energiekosten um 120 Prozent zu. Die Regierung will bei der anstehenden Mietrechtsreform nun für Vermieter mehr Anreize setzen, etwa indem Mieter für die Zeit von energetischen Sanierungen keine Mietminderung geltend machen können. Der Deutsche Mieterbund rät Mietern, genau hinzuschauen, damit sie nicht unter dem Deckmantel der angeblichen Energieeffizienz zu hohe Mieten zahlen.
Neben dem CO2-Gebäudesanierungsprogramm setzt die Regierung nun vor allem auf die Reform der Energieeinsparverordnung (EnEV) im kommenden Jahr, um vielleicht über Neubauten die Ziele irgendwie zu erreichen. Darin soll festgelegt werden, dass bei Neubauten der Energiebedarf um 30 Prozent gegenüber der jetzigen Verordnung sinken soll. "Aber hier gibt es seitens der Wohnungswirtschaft Versuche, schärfere Auflagen zu torpedieren", kritisiert dena-Chef Kohler.
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