Endlagersuche: Sander bringt "Bunker-Lösung" ins Gespräch
Stand: 26.09.2011
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Hannover - Auf der Suche nach einem geeigneten Endlager für Atommüll kann sich Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander auch eine zentrale Lagerung in ehemaligen Bunkeranlagen vorstellen. "Langfristig wird die Sicherheit der Lager etwa vor Terroranschlägen eine besondere Rolle spielen", erklärte der FDP-Politiker gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. Wenn die Rückholbarkeit, wie jüngst von Ministerpräsident David McAllister (CDU) gefordert, zum wichtigsten Kriterium werde, sei die Fokussierung auf Salz als Wirtsgestein wie in Gorleben nicht mehr zweckmäßig.
"Dann wird Ton kommen, dann wird Granit kommen und dann ist ja auch die Frage, ob wir eine oberirdische Lagerung wollen", betonte Sander. Das könne ein stillgelegtes Kernkraftwerk ebenso sein, wie eine alte militärische Anlage irgendwo in Deutschland. "So eine Art Bunker-Lösung."
Die jüngst von Regierungsberater Michael Sailer ins Gespräch gebrachte bundesweite Suche nach vier bis fünf Standortalternativen ist aus Sanders Sicht der falsche Weg. "So viele Brandherde halten wir nicht durch, dann kommen wir zu gar keiner Lösung." Sander plädierte stattdessen dafür, Gorleben wie geplant zu Ende zu erkunden.
"Es wäre unehrlich zu behaupten, wir wären dann außen vor"
"Wenn Gorleben nicht geeignet ist, dann ist im Grunde genommen Salz grundsätzlich nicht mehr geeignet." Zwar sei auch in Salz eine Rückholbarkeit nicht grundsätzlich unmöglich. "Es scheint jedoch so zu sein, dass Salz ganz allgemein als Wirtsgestein bei Rückholbarkeit nicht so gut geeignet ist."
"Dies würde auch bedeuten, dass mögliche Alternativen im Land Niedersachsen, die Salzstöcke Wahn/Börger im Emsland, Lichtenhorst/Ahlden bei Nienburg und Lutterloh/Fassberg bei Celle, nicht für ein Endlager infrage kommen", sagte Sander. Lediglich wenn die Wahl auf Ton falle, sei Niedersachsen wegen der Vorkommnisse im Bereich Hildesheim Osnabrück wieder im Spiel. "Es wäre unehrlich zu behaupten, wir wären dann außen vor."
Generell sei Niedersachsen aber mit dem Atommülllager Asse bei Wolfenbüttel und dem Schacht Konrad bei Salzgitter aber bereits "mehr als genug belastet". Auch bei der Frage müsse es eine Lastenverteilung in Deutschland geben, forderte der niedersächsische Umweltminister.
Interpretationsspielraum vermeiden
Deshalb sei es jetzt unerlässlich, im Konsens aller Länder verbindliche Kriterien zur Endlagersuche festzulegen. "Entweder wir bringen als Bundesländer bei der Aufstellung der Kriterien Einigkeit her oder wir bringen gar nichts zustande."
Die Kriterien in dem für Ende des Jahres vom Bund angekündigten Endlagersuchgesetz müssten außerdem so eindeutig geregelt werden, dass keine Interpretationen möglich seien. Sander will das Thema bei der Umweltministerkonferenz vom 2. bis 4. November in Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt) auf die Tagesordnung setzen.
"Der Druck wird ja immer größer und jetzt ist die Möglichkeit sehr gut", betonte Sander. Über ein Endlagersuchgesetz brauche Ende 2012 nicht mehr gesprochen werden. "Dann ist der Bundestag vor der Wahl 2013 in seiner Endphase, hier in Niedersachsen stehen dann Wahlen unmittelbar bevor. Und unter dem Gesichtspunkt von Wahlen kriegt man in diesem Staate ja gar nichts geregelt."