EnBW-Vorstandschef: Personalabbau erhöht Wettbewerbsfähigkeit
Stand: 02.10.2003
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Karlsruhe (dpa/lsw) - Die beim Energiekonzern EnBW auch im Bereich der Personalkosten geplanten Einsparungen werden nach Ansicht von Vorstandschef Utz Claassen die Wettbewerbsfähigkeit seines Unternehmens "deutlich erhöhen". Der sicherheitsrelevante Kraftwerksbereich werde nicht von Stellenstreichungen betroffen sein, erklärte Claassen am Mittwoch der dpa. Zu seiner finanziellen Sanierung plant der drittgrösste deutsche Energieversorger bis 2006 eine Senkung der Kosten um eine Milliarde Euro. Davon sollen 350 Millionen Euro auf die Personalkosten entfallen.
Während die Gewerkschaft ver.di und der Betriebsrat von der Einsparung von rund 3700 Stellen sprechen, erklärte der Vorstandsvorsitzende: "Es gibt noch keinen Vorstandsbeschluss über eine endgültig einzusparende Anzahl von Stellen". Bei dem in den laufenden Verhandlungen mit dem Betriebsrat zu schürenden Gesamtpaket könnten auch die Nichtverlängerung befristeter Verträge, Frühruhestandsregelungen, betriebsbedingte Kündigungen sowie eine Wertkomponente eine Rolle spielen, betonte Claassen.
Je mehr Einsparungen über die so genannte Wertkomponente erzielt werden könnten, desto weniger Arbeitsplatzabbau oder Personalabbau sei notwendig. In diesem Sinne habe die Unternehmensleitung vorsorglich auch jene Betriebsvereinbarungen gekündigt, die über das tarifliche Niveau hinausgehende Einsparungen beträfen, hiess es.
Am morgigen Donnerstag (2. Oktober) werden die Stellenstreichungen Thema von Verhandlungen zwischen der Unternehmensführung und dem Betriebsrat sein. Die Gewerkschaft ver.di hat bereits Proteste gegen den Stellenabbau angekündigt.
Im Stuttgarter Landtag hat Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) am Mittwoch einen Zusammenhang zwischen dem Aktienverkauf des Landes an den Konzern EdF und der Krise der EnBW bestritten. Die aktuelle Lage habe nichts mit dem Vertrag über den Verkauf der Anteile des Landes an die französische Electricité de France (EdF) vor vier Jahren zu tun, sagte der Regierungschef. Auch Finanzminister Gerhard Stratthaus (CDU), der im EnBW-Aufsichtsrat sitzt, verteidigte den Einstieg der Franzosen: Mit Hilfe der EdF habe sich die EnBW ein geschäftliches Standbein in Osteuropa und Spanien sichern können.
Angesichts des drohenden Arbeitsplatzabbaus sowie steigender Strompreise hatten SPD und Grüne in der Debatte der Regierung vorgehalten, ihre Versprechen beim Verkauf der Landesanteile nicht erfüllt zu haben. Sie sprachen von einem "verkorksten Deal", das Land habe die Pflichten im EnBW-Aufsichtsrat sträflich vernachlässigt.
Er habe keinen Einfluss auf die Beschäftigungspolitik der EnBW. Da die EnBW ein privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen sei, verbiete sich der Einfluss der Landesregierung, stellte Stratthaus fest. FDP- Fraktionschef Ernst Pfister sagte, es sei absoluter Unsinn, der Koalition in diesem Fall Vertuschung oder Verheimlichung zu unterstellen.