EnBW verliert an Kreditwürdigkeit
Stand: 21.12.2011
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London/Karlsruhe - Der baden-württembergische Energieversorger EnBW kommt nicht aus den negativen Schlagzeilen heraus. Nun stufte die Ratingagentur Moody's das Unternehmen in seiner Kreditwürdigkeit herab. Von der Landesregierung, die einen Großteil der EnBW-Anteile hält, gab es scharfe Kritik.
Die Regierung hatte erst jüngst eine Kapitalspritze angekündigt. Die Ratingagentur begründete den Schritt mit dem wachsenden Druck auf die Einnahmen und den Cashflow des Unternehmens. Ursache hierfür seien die dauerhafte Abschaltung von zwei Atomkraftwerken mit einer Kapazität von 1,76 Megawatt. Auch habe das Unternehmen niedrigere Energiepreise erzielt und müsse mit Belastungen durch die Brennelementesteuer rechnen.
Die grün-rote Landesregierung kritisierte die Entscheidung zur Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch Moody's scharf. "Das ist eine Entscheidung, die nur mit Kopfschütteln und Verwunderung kommentiert werden kann", sagte Regierungssprecher Rudi Hoogvliet auf dapd-Anfrage. Er hoffe, dass sich der Markt von der "fragwürdigen Entscheidung" nicht abschrecken lasse.
Der Karlsruher Energieversorger bewertete es dagegen positiv, dass das Rating im A-Bereich verbleibt. "Dies ist eine gute Nachricht, denn die weiterhin gute Bonität ist wichtig für den Erhalt unserer Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit", sagte der EnBW-Vorstandsvorsitzende Hans-Peter Villis. Jetzt gelte es, die in den vergangenen Monaten eingeleiteten Maßnahmen zur Stärkung der Finanzkraft umzusetzen.
Baden-Württemberg hält knapp 50 Prozent der Anteile
Laut EnBW hat Moody's das umfangreiche Maßnahmenbündel anerkannt, das ein Effizienzsteigerungsprogramm über 750 Millionen Euro, Desinvestitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro und Kapitalmaßnahmen wie die bereits umgesetzte Hybridanleihe umfasst. Die Ratingeinschätzung beinhalte auch die Unterstützung durch die Großaktionäre bei der geplanten Kapitalerhöhung, hieß es.
Das Land Baden-Württemberg hatte Anfang Dezember nach monatelangem Zögern als zweiter Großaktionär neben dem Kommunalverband OEW eine Kapitalspritze für den angeschlagenen Stromversorger zugesagt. Über die Höhe und die Modalitäten soll der Landtag entscheiden.
Im vergangenen Jahr hatte der damalige Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) am Parlament vorbei den Einstieg des Landes bei EnBW eingefädelt. Das Land hält seitdem 46,5 Prozent an dem Unternehmen. Mit dem Kauf der Anteile von EdF wird sich bald ein Untersuchungsausschuss des Landtages beschäftigen.
Vorstandsvorsitzender Villis geht im September 2012
Der EnBW-Vorstandsvorsitzende Hans-Peter Villis kündigte Anfang Dezember an, nicht für eine Verlängerung seines Vertrags ab September 2012 zur Verfügung zu stehen. In der Landesregierung gilt er als Atomkraftbefürworter und hatte daher offenbar keine Rückendeckung der grün-roten Koalition, die vom Vorstand einen Strategiewechsel hin zu erneuerbaren Energien fordert.
Im Frühjahr war das Unternehmen in Probleme geraten, als nach der Energiewende zwei der vier Atommeiler des Konzerns abgeschaltet wurden. Zudem fielen Abschreibungen auf Beteiligungen in dreistelliger Millionenhöhe an. Für den Umbau des bisher stark von der Atomkraft abhängigen Unternehmens forderte der Vorstandsvorsitzende von den Anteilseignern 800 Millionen Euro.