EnBW überlegt, Anteile seines Hochspannungsnetzes zu verkaufen
Stand: 05.07.2011
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Frankfurt - Die Energiewende zwingt die Atombetreiber, weitere Beteiligungen zu Geld zu machen. So prüft zum Beispiel der Stromerzeuger EnBW den Verkauf von Anteilen seines Hochspannungsnetzes. "Wir überlegen, uns zu öffnen, was das Thema Netze angeht. Dabei denken wir beispielsweise an Infrastrukturfonds." Dies sagte Vorstandschef Hans-Peter Villis der "Financial Times Deutschland" (Dienstagausgabe).
Damit gibt auch der letzte der vier großen Energiekonzerne den Anspruch auf Alleinherrschaft über seine sogenannten Strom-Autobahnen auf. E.ON und Vattenfall haben ihre Hochspannungsnetze bereits komplett verkauft. RWE gibt dem Bericht zufolge voraussichtlich in den nächsten Tagen den Verkauf von 75 Prozent der Netztochter Amprion an eine Gruppe von Finanzinvestoren um die Commerzbank-Tochter Commerz Real bekannt. Die Mehrheit der Tochter EnBW Transportnetze bleibe auf jeden Fall bei EnBW, sagte er. Kommt es zum Teilverkauf, kann er dem Bericht zufolge mit einem Erlös in dreistelliger Millionenhöhe rechnen.
Alle Atomkonzerne treibt die Kombination aus Kernbrennstoffsteuer und Sofortabschaltung von acht Meilern finanziell in die Enge, keinen jedoch so stark wie EnBW. Der bereinigte Gewinn vor Steuern und Zinsen werde 2011 um bis zu 25 Prozent sinken, hat Villis gewarnt. Zwei der vier EnBW-Meiler sind stillgelegt. Während dem Konzern der Cashflow aus dem Stromverkauf fehlt, muss er gleichzeitig mehr in neue Kraftwerke investieren, um eine Stromlücke zu vermeiden. "Wir werden uns nach der Decke strecken müssen", sagte Villis.
Der Konzern will nach den Worten seines Chefs darum kämpfen, von den Ratingagenturen weiterhin die Bestnote "A" zu erhalten und kapitalmarktfähig zu bleiben. Analysten der Ratingagentur Moodys hatten den Ausblick für EnBW als negativ eingestuft. "Eine Bonitätsstufe herunter bedeutet für uns 100 Millionen Euro mehr Kapitalkosten", sagte Villis.