EnBW steigt als Großaktionär bei Verbundnetz Gas AG ein
Stand: 14.05.2009
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Karlsruhe/Leipzig - Der Karlsruher Energieversorger EnBW baut wie angekündigt sein Gasgeschäft aus und steigt als Großaktionär bei der Leipziger Verbundnetz Gas AG (VNG) ein. Das Unternehmen beabsichtige, Prozent 47,89 der VNG-Anteile aus dem Besitz des norddeutschen Versorgers EWE zu kaufen, teilte die EnBW am Mittwoch mit. Nach früheren Medienangaben geht es um eine Kaufsumme von rund 1,2 Milliarden Euro. Es wäre demnach eine der größten Übernahmen in der deutschen Gasbranche seit Jahren. Die EWE hatte lange an ihrem Plan festgehalten, sich die Mehrheit bei der VNG zu sichern. Anteile an dem Unternehmen sind auch im Besitz mehrerer Kommunen.
Der Energieversorger EWE Oldenburg zieht sich nach dem gescheiterten Versuch einer Mehrheitsbeteiligung an dem Leipziger Gasimporteur VNG aus dem Unternehmen zurück. Nach dem Scheitern der Idee, dass Ost- und Westkommunen VNG gemeinsam weiterentwickeln, sei eine Beteiligung nicht mehr sinnvoll, begründete dies der EWE- Vorstandsvorsitzende Werner Brinker.
Über die Sperrminorität der ostdeutschen Stadtwerke an der VNG gab es seit Monaten Streit, der am Dienstag außergerichtlich geklärt wurde. Die Stadtwerke Jena-Pößneck verkaufen ihr Aktienpaket von 1,04 Prozent an die kommunale Beteiligungsgesellschaft VuB, in der die Anteile der Ost-Kommunen gebündelt sind. Damit ist die Sperrminorität der ostdeutschen Stadtwerke gesichert. Die Jenaer wollten eigentlich an EWE verkaufen. Damit hätten sie die Kontrolle über den Leipziger Gasimporteur erlangt. Das Landgericht Gera aber räumte den Ost- Kommunen ein Vorkaufsrecht ein, der Vertrag mit EWE wurde aufgelöst.
Die VNG in Leipzig ist ein europaweit tätiges Energieunternehmen mit knapp 600 Beschäftigten, einem Umsatz von 4,2 Milliarden Euro und einem Gewinn vom 130 Millionen Euro 2008. Wichtigster Gaslieferant ist Russland, gefolgt von Norwegen. Das Unternehmen beliefert regionale Weiterverteiler, Stadtwerke und Industriebetriebe. Der Versorger hat für Donnerstag zur Bilanz-Pressekonferenz eingeladen.
Die EnBW, die im Gasgeschäft noch vergleichsweise schwach aufgestellt ist, hatte in der Vergangenheit wiederholt angekündigt, dieses Geschäftsfeld ausbauen zu wollen. Neben Investitionen in Gasspeicher und langfristig auch in Flüssiggas-Terminals messen die Karlsruher dem geplanten und angemeldeten 26-Prozent-Einstieg bei EWE strategische Bedeutung zu. Der Einstieg bei VNG stehe im Zusammenhang mit diesem angemeldeten Kauf von EWE-Anteilen, teilte die EnBW weiter mit. Bislang wird dieser Einstieg allerdings vom Bundeskartellamt skeptisch gesehen.
Die EnBW sei grundsätzlich bereit, die Anteile "im Rahmen einer strategischen Partnerschaft zur Entwicklung der VNG einzubringen", teilte das Karlsruher Unternehmen weiter mit. Dem VNG-Geschäft müssen noch die dortige Hauptversammlung und das Bundeskartellamt zustimmen.
Über den geplanten Einstieg des drittgrößten deutschen Energiekonzerns bei EWE will das Bundeskartellamt erst im Juni entscheiden. Gegen die bisherigen Pläne der EnBW hatte das Kartellamt wettbewerbsrechtliche Bedenken geäußert, insbesondere beim Gasmarkt in Ostdeutschland. Dort sei die Verstärkung marktbeherrschender Stellungen von Beteiligungsunternehmen der EnBW und der EWE zu befürchten. Die Unternehmen hatten angekündigt, bei erneuerbaren Energien sowie der Beschaffung und Speicherung von Gas zusammenarbeiten zu wollen.