EnBW: Nicht-Entlastung von Ex-Chef Goll rein formaler Akt
Stand: 30.04.2004
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Karlsruhe (dpa) - EnBW-Chef Utz Claassen hat die Nicht-Entlastung seines Vorgängers Gerhard Goll bei der Hauptversammlung als rein formalen Akt bezeichnet. Die Entscheidung bedeute nicht, dass sich der Energiekonzern gegen Goll stelle oder seine Arbeit negativ bewerte, betonte Claassen. Mit 96,72 Prozent hatten die Aktionäre am späten Donnerstagabend in Karlsruhe Goll die Entlastung für das Geschäftsjahr 2003 verweigert.
Claassen, der Goll im Mai 2003 ablöste, hatte die Nicht-Entlastung vorgeschlagen. Der Vorgang, der eher selten ist, hat aber keine direkten - etwa juristischen - Auswirkungen. Er bleibt eher als Makel an den Ex-Managern hängen. Balzereit war unter Goll Finanzvorstand, Jochum war für die Konzernentwicklung zuständig.
Auch wenn mit der Nicht-Entlastung bewusst keine Wertung verbunden sei, sei "das Kind schon in den Brunnen gefallen": "Wir werden diskriminiert", sagte Goll am Donnerstag. Und: "Wir waren jederzeit überzeugt, korrekt gehandelt zu haben." Claassen würdigte bei der Hauptversammlung ausdrücklich die Verdienste Golls: "Er hat mutige und wichtige Entscheidungen getroffen, ohne die der Konzern in dieser Form nicht existieren würde."
Im Geschäftsjahr 2003 hatte die EnBW ein Rekorddefizit von 1,1 Milliarden Euro angehäuft. Claassen fährt seither einen harten Sanierungskurs. Den Aktionären präsentierte er am Donnerstag positiven Zahlen aus dem ersten Quartal 2004: So verdoppelte sich das Ergebnis vor Steuern (EBT) im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 244 Millionen Euro (Vorjahr: 125 Mio Euro). Der Umsatz blieb mit 2,84 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahresquartal unverändert, im Kerngeschäft Energie stieg er um 7,8 Prozent. "Die Rückkehr in schwarze Zahlen ist gelungen. Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte Claassen. Neben der Nicht-Entlastung von Goll wurden auch alle anderen Beschlussempfehlungen der Verwaltung bei der Hauptversammlung mit grosser Mehrheit angenommen.