EnBW investiert vier Milliarden Euro in Energiewende
Stand: 27.04.2012
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Karlsruhe - Wegen dem Atomausstieg musste EnBW letztes Jahr einen Verlust von 870 Millionen Euro hinnehmen. Doch nun blickt der Energiekonzern optimistisch in die Zukunft. Insgesamt vier Milliarden Euro sollen in Projekte für die Energiewende investiert werden.
Die Hälfte der Summe soll in Wachstumsprojekte, vor allem erneuerbare Energien, gesteckt werden, kündigte der scheidende Chef Hans-Peter Villis am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Karlsruhe an. "Die EnBW bekennt sich mit diesem Investitionsprogramm ausdrücklich zur Energiewende." Der Konzern musste mit dem Atomausstieg zwei seiner vier Atomkraftwerke vom Netz nehmen und hat in der Folge einen Verlust von 870 Millionen Euro eingefahren. "Das war kein einfaches Jahr."
Das Geld für die Investitionen bekommt Villis unter anderem mit einer Kapitalerhöhung von 800 Millionen Euro von den Großaktionären, dem Land Baden-Württemberg und dem Zweckverband OEW. Sie wurde am Abend von der Hauptversammlung beschlossen, gemeinsam mit der Dividendenzahlung von 85 Cent je Aktie. Damit schüttet die EnBW trotz der angespannten Finanzlage rund 207 Millionen Euro aus.
EnBW ist gut vorbereitet für Energiewende
Weitere Geldquellen sind zwei Anleihen in Höhe von insgesamt einer Milliarde Euro, die der Konzern vor wenigen Monaten platziert hat. Ein Programm zur Effizienzsteigerung soll zudem spätestens ab 2014 jährlich 750 Millionen Euro einsparen. Bis Ende 2011 seien davon bereits 190 Millionen Euro realisiert worden. Außerdem haben Verkäufe etwa 500 Millionen Euro in die Kasse gespült. Die EnBW plant, sich von weiteren Beteiligungen zu trennen, um nochmals eine Milliarde Euro einzunehmen.
Villis sieht das Unternehmen im Vergleich zu anderen Energiekonzernen gut auf die Energiewende vorbereitet. "Wir fangen keinesfalls bei Null an", sagte er im Blick auf den ersten kommerziellen Offshore-Windpark Baltic 1 in der Ostsee. Bis 2020 werde die EnBW den Anteil der Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen allein in Deutschland um weitere 3000 Megawatt erhöhen und damit mehr als verdoppeln. Villis warnte aber auch: "Es ist absolut naiv zu glauben, dass die Energiewende ein Selbstläufer ist."
Auch konventionelle Kraftwerke geplant
Da Wind- und Sonnenkraft vom Wetter abhängig seien, müssten weiterhin konventionelle Kraftwerke gebaut werden. Die Schwankungen könnten am besten mit Gaskraftwerken ausgeglichen werden. Diese seien aber zurzeit kaum wirtschaftlich zu betreiben. Dennoch rät Villis davon ab, den Markt mit Subventionen anzureizen. Das würde zu Verwerfungen mit bereits bestehenden Werken führen. Allerdings könnte der Staat Geld dafür bezahlen, wenn Konzerne Kraftwerke in "strategischer Reserve" halten.
Die Hauptversammlung beschäftigte sich auch mit den Geschäftsbeziehungen der EnBW mit dem russischen Lobbyisten Andrey Bykov. Nach Recherchen des "Handelsblattes" wollte Villis mit ihm 2008 einen milliardenschweren Gasdeal aushandeln. Zuvor gab es schon Absprachen im Nuklear-Bereich. Die EnBW fordert 120 Millionen Euro vom Russen zurück, weil er seine Leistung nicht gebracht habe. Die Staatsanwaltschaft Mannheim hat Vorermittlungen wegen des Verdachts der Untreue und Steuerhinterziehung eingeleitet.
Villis verabschiedet sich
Die Aktionäre verabschiedet sich auf der Sitzung auch von Villis, der das Unternehmen Ende September verlässt. Er hatte seinen Vertrag nicht verlängert, als klar wurde, dass er nach der Landtagswahl nicht das Vertrauen der neuen grün-roten Regierung genoss.
Die Aktionäre spendeten ihm Applaus. "Sie hätten die Chance verdient, die Wende umzusetzen", sagte Thomas Hechtfischer von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Baden-Württembergs Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD), der im Aufsichtsrat sitzt, verteidigte den Personalwechsel. Villis-Nachfolger Frank Mastiaux, der wie Villis von Eon kommt, sei die richtige Wahl, sagte er am Rande des Treffens. "Er hat gezeigt, dass er neue Strukturen aufbauen und neue Geschäftsfelder erschließen kann. Beides ist jetzt bei EnBW gefragt."