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EnBW im Umbruch: Villis muss gehen, Reformen müssen her

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Karlsruhe - Bei EnBW stehen die Zeichen auf Veränderung. Es muss sich jedoch zeigen, ob der drittgrößte deutsche Energiekonzern das Krisenjahr 2011 mit Atomausstieg, Energiewende und dramatischem Gewinneinbruch abschütteln kann. Noch-EnBW-Chef Villis wird den Konzern spätestens im Herbst verlassen, so dass die Landesregierung die großen Weichen stellen muss.

Damit haben sich die Verhältnisse umgedreht. Bislang attackierten Mitglieder der Regierungskoalition immer wieder den Manager, er verschlafe die Energiewende. In ihren Augen konnte der Atomlobbyist Villis keine überzeugende Strategie für den Umschwung auf erneuerbare Energien vorlegen. Jetzt, wo Villis auf dem Absprung ist, muss sich die Regierung die Fragen stellen lassen: Wie geht es mit der EnBW weiter - und unter welcher Führung?

Nachfolgersuche: Sorgfalt geht vor Geschwindigkeit

Die Staatskanzlei weist solche Forderungen trotz ihres Misstrauensvotums bei Villis zurück. Das Land sei neben dem Zweckverband OEW nur einer von zwei Großaktionären. Und die Entscheidung über die Unternehmensführung und die Strategie liege weiterhin vor allem in der Hand des Aufsichtsrates, sagt Regierungssprecher Rudi Hoogvliet.

"Bei der Suche nach dem Villis-Nachfolger geht Sorgfalt vor Geschwindigkeit", wiederholt er die Vorgaben von Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne). Eine Personalagentur sei eingeschaltet, ihre Vorschläge müsse dann der Aufsichtsrat sichten und bewerten. Bis ein Nachfolger ins Amt kommt, werde es noch Monate dauern. "Die Besten sind ja meist noch im Geschäft und nicht kurzfristig zu haben", sagt Hoogvliet.

Davon geht auch der Aufsichtsratsvorsitzende Claus Dieter Hoffmann aus. "Nach unserer Planung sollten wir im ersten Halbjahr die Kandidatensuche abgeschlossen haben und eine Bestellung vornehmen können", erklärt er. "Der tatsächliche Amtsantritt hängt dann von der Verfügbarkeit des Kandidaten ab."

Villis macht Business as usual

Villis arbeitet derweil sein immer wieder kritisiertes Sanierungsprogramm ab. Dafür hat er seine rund 20.000 Mitarbeiter erfolgreich zur Solidarität verpflichtet. Sie verzichten auf eine schon vereinbarte Tariferhöhung; im Gegenzug erhalten sie eine Beschäftigungsgarantie für mindestens fünf Jahre. Insgesamt sollen beim Personal und durch Strukturveränderungen 750 Millionen Euro eingespart werden.

Daneben treibt Villis den Verkauf von Anteilen voran. Im Dezember zahlte der frühere EnBW-Anteilseigner, der französische Stromriese EDF, etwa 300 Millionen Euro für Beteiligungen an polnischen Kraftwerken. Danach trennte sich EnBW auch von einem Teil seiner Schweizer Tochter Energiedienst Holding (EDH), bei der sie aber mit 66,7 Prozent weiterhin die Mehrheit hält.

Villis Vertrag läuft offiziell im Herbst aus. Frei von neuen Verhandlungen kann er nun seinerseits die Regierung warnen. Die Energiewende koste Geld, und die Voraussetzungen für die Investitionen müssten jetzt geschaffen werden, sagt er. "Das größte Risiko ist, dass wir dies vergessen und glauben, die Energiewende wird ein Selbstläufer." Zudem müsse die Bevölkerung davon überzeugt werden, etwa bei neuen Standorten für Windräder. "Ohne breite gesellschaftliche Akzeptanz der mit der Energiewende zusammenhängenden Maßnahmen wird die Energiezukunft nicht gelingen."