EnBW hebt Prognose für 2012 an: Gasgeschäft läuft gut
Stand: 27.07.2012
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Karlsruhe - Der Atomausstieg hat EnBW schwer zu schaffen gemacht. Doch inzwischen kommt der Energiekonzern mit seiner Umstrukturierung gut voran. Vor allem wegen des Gasgeschäfts hob EnBW seine Prognose für das Gesamtjahr nun an.
Der drittgrößte deutsche Energieversorger EnBW steckt die Abschaltung zweier Atommeiler besser weg als erwartet und hebt die Prognose für das Gesamtjahr an. Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz auf Jahressicht vor allem wegen eines deutlich ausgebauten Gasgeschäfts um 2,9 Prozent auf 9,7 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Freitag in Karlsruhe mitteilte. Damit wurde der Einbruch beim Stromumsatz weitgehend aufgefangen, nachdem im vergangenen Jahr zwei Kernkraftwerksblöcke in Neckarwestheim und Philippsburg vom Netz genommen worden waren.
Der Noch-Vorstandsvorsitzende Hans-Peter Villis sagte: "Seit dem Jahr 2011 haben sich die Rahmenbedingungen infolge der Energiewende gravierend verändert." Für EnBW führe dies zu einschneidenden Konsequenzen im operativen Geschäft und zu Ergebnisbelastungen, eröffne aber auch unternehmerische Chancen. Villis, der im Oktober vom E.on-Manager Frank Mastiaux abgelöst wird, zeigte sich besonders erfreut über die Entwicklung im Gasgeschäft.
Langfristiger Gasliefervertrag gibt Schub
Der Gasumsatz stieg um ein Drittel auf 1,42 Milliarden Euro. Der Absatz ging um 21,9 Prozent in die Höhe. Villis führte das unter anderem auf Investitionen in einen Gasspeicher in Etzel zurück. Ein Konzernsprecher erwartet einen weiteren Anstieg spätestens im Jahr 2013.
Das Unternehmen hatte vor zwei Wochen mitgeteilt, es habe mit Wirkung ab Oktober 2012 einen langfristigen Gasliefervertrag mit einem ausländischen Gasproduzenten abgeschlossen, Branchenkreisen zufolge handelt es sich dabei um den russischen Anbieter Novatek. "Das gibt einen wichtigen Schub für unser Gasgeschäft", sagte der Sprecher. Der Konzern rechne mit einem Mengenwachstum, das sich auch im Ergebnis bemerkbar mache.
EnBW rechnet mit abgemildertem Ergebnisrückgang
Das Ergebnis in den ersten sechs Monaten 2012 entwickelte sich für den Energieversorger besser als erwartet. EnBW hob deshalb die Prognose für das Gesamtjahr an. Das Unternehmen plant für 2012 jetzt mit einem um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fünf Prozent unter Vorjahresniveau. Bislang hatte der Konzern ein Minus von 10 bis 15 Prozent erwartet.
Das um Sondereffekte bereinigte Ebitda erhöhte sich von Januar bis Juni um 13,9 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Allerdings lag das auch daran, dass im vergangenen Jahr die Kernbrennstoffsteuer im ersten Halbjahr fällig wurde, 2012 dagegen erst in der zweiten Jahreshälfte.
Ergebnisschock von 2011 verdaut
Der um Sondereffekte bereinigte Konzernüberschuss betrug 611 Millionen Euro und lag damit 34,9 Prozent über dem Vorjahreswert. 2011 wirkten sich neben den unterschiedlichen Zeiträumen für die Brennstoffsteuer auch Sonderabschreibungen infolge des beschlossenen Atomausstiegs der Bundesregierung negativ auf das Ergebnis aus, die in diesem Jahr nicht mehr anfallen. Das Aus für die Atomkraft und die damit verbundenen Abschreibungen hatten im vergangenen Jahr einen Ergebnisschock verursacht. Der Konzern wies zum Halbjahr einen Fehlbetrag von knapp 590 Millionen Euro aus.
Zudem habe das interne Effizienzprogramm namens "Fokus" seinen Beitrag geleistet, sagte Villis. "Die mit 'Fokus' verbundenen Anstrengungen lohnen sich und führen auch schneller als erwartet zu einem spürbaren Ergebnisbeitrag", sagte er. Darunter fallen beispielsweise Desinvestitionen in einer Gesamthöhe von 1,5 Milliarden Euro und Kosteneinsparungen. EnBW will mit den Maßnahmen eine dauerhafte Entlastung des operativen Ergebnisses in Höhe von 750 Millionen Euro jährlich erzielen.