EnBW-Chef Goll gegen freiwillige Verbändevereinbarung
Stand: 16.05.2001
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(dn/dpa) Freiwillige Verbändevereinbarungen werden nach Ansicht des Vorstandschefs der Energie Baden-Württemberg AG (Karlsruhe), Gerhard Goll, nicht zu einer Strommarktliberalisierung führen. In einem am Mittwoch in Karlsruhe veröffentlichten Brief Golls an Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) sprach der EnBW-Chef von "bestehendem Missbrauch" auf dem Gebiet der Stromdurchleitung.
Im Gegensatz zu Müller glaube er nicht, daß das Bundeskartellamt und die Länderbehörden in der Lage seien, dem wirkungsvoll zu begegnen, sagte Goll. So drohten nach Behördenentscheidungen mehrjährige Gerichtsverfahren. Auch gebe es keine Standardisierung. Jeder der über 900 Netzbetreiber gestalte seine Bedingungen individuell, so daß ein ökonomisches Handling unmöglich gemacht werde, hieß es in dem Schreiben.
Für Goll wird eine derartige Entwicklung vor allem im Hinblick auf die übrigen EU-Länder verheerende Folgen haben und denen Recht geben, die nach dem Motto handelten, "Wir tun nichts und sitzen das Problem aus." "Ich habe ein anderes Verständnis von Politik", erklärte der EnBW-Chef in seinem Brief.
Erst Anfang des Monats hatte Goll bei einer Podiumsdiskussion mit dem Bundeswirtschaftsminister in Karlsruhe von einem «Kartell der Netzbetreiber» in Deutschland gesprochen. Anbieter, die nicht über eigene Netzkapazität verfügten, hätten kaum eine Chance. Einige neue Stromgesellschaften seien daher bereits wieder vom Markt verschwunden. Goll plädierte daher für eine Art "Preisaufsicht".