Karlsruhe (dpa) - EnBW-Chef Utz Claassen will seinen Posten bei dem Karlsruher Energieversorger überraschend zum 1. Mai 2008 aufgeben. Der 43-Jährige stehe für eine Vertragsverlängerung nicht zur Verfügung, teilte die Energie Baden-Württemberg AG am Dienstagabend mit. Dies habe Claassen dem Aufsichtsrat mitgeteilt und "strukturelle, professionelle, persönliche und familiäre Gründe" für seine Entscheidung genannt. Auch der Konzern sei von der Nachricht überrascht worden, sagte ein Sprecher. Claassen war 2003 zum EnBW- Chef berufen worden und hatte das angeschlagene Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen gebracht.
Der Vorstandschef sehe seine Mission mit der erfolgreich abgeschlossenen Sanierung und drei Rekordergebnissen als erfüllt an, heißt es in der Mitteilung. Er wolle sich nach Ablauf seines Vertrags "anderen Dingen zuwenden". Spekulationen über seine Zukunft reichen von einer unternehmerischen Betätigung bis hin zu einem Wechsel in die Politik.
Die Staatsanwaltschaft hat in der Affäre um verschenkte WM-Tickets Anklage gegen Claassen wegen Vorteilsgewährung erhoben. Er soll Ende 2005 insgesamt sieben Landespolitikern Gutscheine für kostenlose WM- Eintrittskarten angeboten haben. Ein Prozesstermin steht bisher nicht fest.
Der EnBW-Vorstandschef gilt als knallharter Sanierer. Nach seinem Amtsantritt im Mai 2003 strich er bei dem Karlsruher Stromkonzern rund 2100 Jobs, verpasste den Beschäftigten im Kernbereich
Energie eine 4,5-Tage-Woche ohne Lohnausgleich und verkaufte eine Reihe von Unternehmensbeteiligungen.
Im ersten Quartal dieses Jahres hatte die
EnBW ein Ergebnis vor Ertragssteuern und Zinsen (EBIT) in Höhe von 629,9 Millionen Euro verbucht - knapp 13 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Konzernüberschuss wuchs um etwas mehr als 13 Prozent auf 360,2 Millionen Euro.