EnBW: Bis zu 10 Milliarden Euro für Energiewende
Stand: 19.01.2012
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Berlin - EnBW, der drittgrößte deutsche Energiekonzern, will bis 2020 zwischen 8 und 10 Milliarden Euro in die Energiewende investieren. Der Hauptteil soll auf den Ausbau der erneuerbaren Energien entfallen. "Die installierte Leistung soll sich von heute 3.000 auf dann etwa 6.000 Megawatt (MW) verdoppeln", prognostiziert der im Laufe des Jahres ausscheidende Vorstandsvorsitzende Hans-Peter Villis bei der "Handelsblatt-Energietagung" in Berlin. Somit würde der Anteil alternativer Energien dann bei 35 Prozent liegen. Vor der Abschaltung zweier Kernkraftwerke waren es 20 Prozent.
EnBW hat konkrete Projekte in der Pipeline. "Überwiegend in Deutschland", betonte der Chef des baden-württembergischen Unternehmens. Nach der Inbetriebnahme des Windparks Baltic 1 in der Ostsee (Offshore) mit 50 MW soll bald der Bau von Baltic 2 mit 288 MW losgehen. Etwa 1,3 Milliarden Euro sind dafür veranschlagt. Sorge bereitet EnBW aber wie vielen anderen Offshore-Windparkbetreibern die Anbindung an das Netz. "Da wird es Engpässe geben", sagt Villis und fügte an: "Es könnte dadurch theoretisch Verzögerung bei Baltic 2 geben." Zudem hat EnBW Lizenzen in der Nordsee erworben und will dort nach jetzigem Stand für insgesamt 3,5 Milliarden Euro zwei weitere Windparks bauen.
Weiterhin sind Windparks an Land geplant, genauer in Baden-Württemberg, wo das Unternehmen Landbesitzer als Partner mit ins Boot holen will sowie ein Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk in Düsseldorf, über das es bis Mitte des Jahres Klarheit geben soll. Um die Ausgaben stemmen zu können, hat EnBW unter anderem eine Kapitalerhöhung über 800 Millionen Euro auf den Weg gebracht. Die Koalitionsfraktionen der grün-roten Landesregierung wollen die Hälfte der Kapitalmaßnahme mittragen, die andere Hälfte der andere Hauptaktionär, der Zweckverband OEW.
"Ich freue mich darüber für das Unternehmen", sagte Villis. "Es zeigt, dass wir die Landesregierung von unserer Strategie überzeugen konnten." Von einer Genugtuung gegenüber der Regierung, die immerhin für die Absetzung des als Befürworter der Kernenergie geltenden Villis sorgte, mit dem Schritt nun aber ganz offiziell die EnBW-Strategie unterstützt, will der Energiemanager aber nicht sprechen. "Ich mache meinen Job und ich kämpfe mit Argumenten für das, von dem ich überzeugt bin", sagte er.
Für die etwa 21.000 Mitarbeiter sei die Zustimmung der Hauptaktionäre zur Kapitalerhöhung ein positives Zeichen. Immerhin ringt der nach dem Atomausstieg mit einem drastischen Gewinneinbruch kämpfende Konzern seinen Arbeitnehmern deutliche Zugeständnisse ab.
"Wir haben das Signal von Verdi, dass die Belegschaft auf eine schon beschlossene Tariferhöhung von 1,8 Prozent zum Jahresbeginn verzichtet", sagt Villis. Personaleinsparungen sind Teil des Sanierungsprogramms, mit dem EnBW 750 Millionen Euro einsparen will. Villis will möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen. "Ich gehe davon aus, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird", sagt er.
Gegen die Entscheidung des Finanzgerichts Baden-Württemberg, das die umstrittene Kernbrennstoffsteuer im Fall von EnBW anders als in zwei vorangegangenen Entscheidungen für verfassungsgemäß erklärt hatte, will sich das Unternehmen wehren. "Wir werden Beschwerde beim Finanzgericht einlegen", kündigt Villis an. Anders als die Finanzgerichte in Hamburg und München, die sich mit Widersprüchen der Versorger E.ON und RWE beschäftigt hatten, hatte das Stuttgarter Gericht in der vergangenen Woche erklärt, die von den Atomkraftwerksbetreibern erhobene Abgabe sei sowohl mit dem Grundgesetz als auch mit Europarecht vereinbar.
Zu seinen Zukunftsplänen nach der Zeit bei EnBW will sich Villis, der 2007 von E.ON als Vorstandsvorsitzender zum Unternehmen kam, noch nicht äußern. "Mein Vertrag läuft bis Ende September", sagte der Manager.