Elektroautos: Keine Kaufprämie unter Ramsauer
Stand: 01.10.2012
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Berlin - Auf einem Spitzentreffen wollen sich Politik und Autobranche wieder einmal über die Chancen des Elektroautos unterhalten. Doch so langsam kommen Zweifel auf, ob sich die ehrgeizigen Ziele verwirklichen lassen. Eine "Kaufprämie" spaltet die Gemüter.
Die deutschen Autobauer setzen offiziell darauf, den Markt für Elektrofahrzeuge vorerst weiter ohne staatliche Anreize für Käufer auf Touren zu bekommen. "Die Frage nach einer Kaufprämie hat zum heutigen Zeitpunkt nicht die erste Priorität", sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, der Deutschen Presse-Agentur vor einem Spitzentreffen bei Kanzlerin Angela Merkel an diesem Montag (1.10.) in Berlin. Für das Ziel von einer Million E-Autos 2020 sei es wichtiger, bei der Entwicklung alternativer Antriebe weiter voranzukommen. Zu Jahresanfang waren in Deutschland bei 43 Millionen Pkw nur rund 4500 Elektroautos zugelassen.
Allerdings wachsen in der Branche und der Politik die Zweifel an der bisherigen Strategie. "Ich glaube, dass wir mit einem direkten Kaufanreiz eine deutlich schnellere Entwicklung anstoßen würden", sagte Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth dem Tagesspiegel (Montag). "Am Ende müssen die Kunden das Auto bezahlen können."
Keine Kaufprämie unter Ramsauer
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) unterstrich jedoch seine Ablehnung. "Mit mir wird es in Deutschland solche Kaufprämien nicht geben. Dort, wo man sie eingeführt hat - wie in den USA oder Frankreich - hat sie nichts gebracht", sagte Ramsauer der "Bild"-Zeitung (Montag). Ramsauer sieht stattdessen die Autoindustrie am Zug: "Das Produkt muss aus sich heraus überzeugen. Ein Elektroauto wird doch nicht gekauft, weil der Staat noch Geld hinterher wirft."
Auch in der Bundesregierung wächst laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" allerdings die Skepsis, das ehrgeizige Ziel für 2020 tatsächlich erreichen zu können. Ein Hindernis seien auch die schleppenden Fortschritte bei der Entwicklung neuer Batterien. "Die Probleme werden aller Voraussicht auch in zwei Jahren nicht gelöst sein", heißt es demnach in einem Argumentationspapier aus dem Bundesforschungsministerium.
Die Bedeutung dieser Forschung betont auch Wissmann: Es sei entscheidend, "Deutschland zu einem wichtigen Standort für die Entwicklung und Produktion von Batteriezellen und Batteriesystemen zu machen". Das von der Bundesregierung beschlossene Förderpaket, das für Elektroautos unter anderem eine zehnjährige Befreiung von der Kfz-Steuer vorsieht, sei eine wichtige Hilfe beim Absatz. "Die deutschen Hersteller sind längst in den Startlöchern", sagte Wissmann. Von aktuell drei Elektro-Modellen im Angebot soll die Palette bis 2014 auf insgesamt 15 Serienmodelle ausgebaut werden.
100.000 Euro für E-Auto mit Brennstoffzelle
Auch bei anderen alternativen Antrieben ist ohne technologische Fortschritte jedoch noch kein Massengeschäft in Sicht. Ein Elektroauto mit Brennstoffzelle würde nach Einschätzung von Toyota derzeit 100.000 Euro kosten. Zum Vergleich: So teuer ist heute zum Beispiel die Luxuskarosse Mercedes-Benz S 500. "Das ist kein Preis, mit dem man an den Markt gehen kann", sagte der Chef der Antriebsentwicklung bei Toyota Europa, Gerald Killmann, dem Magazin "Wirtschaftswoche". Die Kosten müssten dazu um mindestens 30 oder 40 Prozent sinken.