Hamburg - Der Gasimporteur E.ON Ruhrgas begrüßt den möglichen Einstieg von Frankreichs Gaz de France (GDF) in das Betreiberkonsortium für die Ostseepipeline Nord Stream. "Grundsätzlich stehen wir dem Thema offen gegenüber, es würde dem Projekt eine noch breitere europäische Dimension geben", sagte Ruhrgas-Chef Bernhard Reutersberg der "Financial Times Deutschland" (Freitag).
Je größer die Zahl der Länder ist, die von der geplanten Erdgasröhre aus Russland profitieren, umso geringer dürfte der Widerstand der Skeptiker werden, so das Kalkül. Die baltischen und skandinavischen Ostseeanrainer fürchten um das ökologische Gleichgewicht des Meeres, wenn die Stahlrohre mit mehr als 1.000 Kilometer Länge auf dem Meeresgrund verlegt werden.
Reutersberg rechnet mit einer Entscheidung über eine Beteiligung von Gaz de France innerhalb weniger Wochen: "Es hat bisher über die Absichtsbekundung keine weiteren Gespräche gegeben, aber ich erwarte, dass dies in absehbarer Zeit erfolgt." Bisher hält der russische Exporteur Gazprom 51 Prozent der Anteile, je 20 Prozent liegen bei Ruhrgas und BASF, neun Prozent bei der niederländischen Gasunie.
Welcher Partner Anteile in welchem Umfang an die Franzosen abgebe, sei Verhandlungssache, sagte Reutersberg weiter. "Wichtig ist, dass uns die Genehmigungen bis Ende des Jahres vorliegen, so dass wir 2010 mit dem Bau beginnen können." Damit wäre sichergestellt, dass der erste Strang der Pipeline wie geplant Ende 2011 in Betrieb gehen könnte.
Über die neue Röhre soll russisches Erdgas nach Westeuropa strömen. Die Ostseepipeline und weiterführende Verbindungsstränge auf dem deutschen Festland wie die Nord-Süd-Röhre Opal verringerten die Abhängigkeit vom ukrainischen Röhrensystem, so der Ruhrgas-Chef: "Sie bringen einen erheblichen Zuwachs an Sicherheit aufgrund der Verfügbarkeit von zusätzlichen Gasmengen und alternativen Transportrouten." Der Gastransport über die Ukraine sei weiterhin riskant, warnte Reutersberg. Deshalb seien zusätzliche Projekte sinnvoll: "Es wird wahrscheinlich weitere, südliche Korridore geben müssen, ob das South Stream oder Nabucco ist, lasse ich dahingestellt."