Ein Jahr nach Fukushima: Wiederaufbau kommt nur schleppend voran
Stand: 17.04.2012
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Tokio - Rund ein Jahr nach der verheerenden Tsunamikatastrophe in Japan kommt der Wiederaufbau nur schleppend voran. Viele Trümmer sind noch immer nicht beseitigt, über 100.000 Menschen leben weiter in Notunterkünften.
Noch immer türmen sich Berge an Schutt und Trümmern in Folge des Erdbebens und Tsunamis vom 11. März vergangenen Jahres. Viele Gemeinden außerhalb der Katastrophengebiete zögern nicht zuletzt aus Sorge um Verstrahlung weiter, dem Aufruf der Regierung zu folgen, Trümmer bei sich aufzunehmen. Auch der Bau neuer Wohnungen für die Zehntausenden, die aus den Tsunami- sowie Sperrgebieten um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima Daiichi fliehen mussten, kommt nur schleppend voran, wie der japanische Fernsehsender NHK am Dienstag berichtete. Derweil sorgen die Bestrebungen der Regierung, zwei heruntergefahrene AKW wieder ans Netz zu bringen, weiter für hitzige Kontroversen.
Wohin mit den verstrahlten Trümmern?
Auf Druck der Regierung erwägen drei Provinzen außerhalb der Katastrophengebiete - Toyama, Ishikawa und Yamanashi - sowie die Stadt Kitakyushu im Südwesten des Landes, in den kommenden 18 Monaten zusammengenommen 220.000 Tonnen an Schutt und Abfall bei sich aufzunehmen, wie Umweltminister Goshi Hosono am Dienstag erklärte. Damit wären jedoch bisher lediglich 1,6 Millionen Tonnen aus den Unglücksprovinzen Iwate und Miyagi aus der Region herausgeschafft - 4 Millionen Tonnen müssten es aber nach Auffassung der Regierung mindestens sein.
Abgesehen von der Sorge vor Verstrahlung fragen sich viele Gemeinden, ob es überhaupt nötig ist, die Trümmer außerhalb der Katastrophengebiete zu entsorgen, wie Medien melden. Lediglich ein Teil der geschätzt 22,5 Millionen Tonnen an Schutt und Abfall aus den Provinzen Fukushima, Iwate und Miyagi konnten bislang verbrannt oder anderweitig entsorgt werden.
Menschen leben mietfrei in Notunterkünften
Weiterhin müssen 117.000 Menschen in 52.000 Behelfsunterkünften hausen, wie NHK berichtete. In den containerähnlichen Behausungen dürfen die Menschen dem Gesetz nach zwei Jahre und drei Monate lang mietfrei wohnen. Da jedoch ganze Wohngebiete auf höheres Gelände verlegt werden müssen, die Flächen dafür aber nur schwer zu gewinnen sind und auch der Bau von Sozialwohnungen nur schleppend vorankomme, habe das Wohlfahrtsministerium jetzt beschlossen, die Menschen noch ein Jahr länger in den Behelfsunterkünften mietfrei wohnen zu lassen, hieß es.
Landesweit nur ein Atomreaktor in Betrieb
Unterdessen will die Regierung zwei heruntergefahrene Kernreaktoren im Atomkraftwerk Oi in der Provinz Fukui wieder in Betrieb nehmen, doch die umliegenden Provinzen haben noch nicht ihre Zustimmung gegeben. Die beiden Reaktoren sind die ersten, die seit der Atomkatastrophe von Fukushima vom Staat für sicher erklärt worden sind. Ohne sie drohen nach Meinung der Regierung in einigen Teilen des Inselreiches im Sommer Stromausfälle, was Umweltschützer jedoch bestreiten. Derzeit ist nur noch einer der 54 Atomreaktoren im Lande in Betrieb. Der letzte wird am 6. Mai zu Routine-Wartungen vom Netz gehen, dann wird Japan bis auf weiteres atomfrei sein. Die Regierung drängt zwar daher, wenigstens die Oi-Reaktoren hochzufahren, hat aber signalisiert, Rücksicht auf die öffentliche Meinung nehmen zu wollen.