EDF kämpft um Atomstandort USA
Stand: 03.12.2008
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Paris - Mit einem spektakulären Milliardenangebot hat der weltgrößte Atomkraftanbieter EDF den Übernahmekampf mit dem US-Investor Warren Buffett um den amerikanischen Atomkonzern Constellation Energy wieder aufgenommen. Der französische Staatskonzern bot am Mittwoch 4,5 Milliarden Dollar für die Hälfte des Atomgeschäfts von Constellation. Das seien je Aktie 96 Prozent mehr als von Buffetts MidAmerican Energy Holdings geboten, erklärte EDF in Paris. Buffett bietet 4,7 Milliarden Dollar für eine Mehrheitsübernahme.
Die Franzosen wollen dem unter der Kreditknappheit leidenden US-Konzern eine Milliarde Dollar in bar als schnelle Liquiditätshilfe zahlen. Die Milliarde soll auf den Preis angerechnet werden. EDF ist darüber hinaus bereit, nicht mit der Kernkraft verbundene Teile von Constellation für zwei Milliarden Dollar zu übernehmen. Außerdem garantiere EDF den Ausbau der gemeinsamen Tochter UniStar zum Bau von Atomkraftwerken in den USA.
"Wir stellen Constellation genügend Liquidität bereit, um ihr zu ermöglichen, ein solider und unabhängiger Konzern zu bleiben", erklärte EDF-Chef Pierre Gadonneix. "Wir bieten Constellation außerdem (...) die Möglichkeit, mit EDF eine wichtige Rolle in der Atomstromproduktion von Maryland zu spielen." EDF will in den USA vier Atomreaktoren des von Areva und Siemens entwickelten Typs Europäischer Druckwasserreaktor (EPR) bauen. Die USA gehören neben Großbritannien, China und Südafrika zu den strategischen Zielländern der EDF-Investitionen in die Kernkraft.
Vor wenigen Wochen hatte EDF erklärt, mit der Kreditverknappung seien "die Bedingungen für ein neues Angebot nicht gegeben". Constellation war von dem starken Engagement bei der zusammengebrochenen US-Investmentbank Lehman Brothers destabilisiert worden und Buffett hatte die Chance genutzt, mit dem Management eine Mehrheitsübernahme auszuhandeln.