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EDF auf umstrittenem Eroberungsfeldzug

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Paris (dpa) - Wie ein siegreicher Feldherr trat Pierre Gadonneix am Mittwoch vor die Weltpresse. Nicht weniger als die Führungsrolle bei der Erneuerung der Atomkraft in der Welt beanspruchte der Chef des französischen Stromkonzerns EDF nach dem Kauf des Konkurrenten British Energy. Mit der größten Übernahme in der Konzerngeschichte betreibe EDF weltweit dreimal so viel Atomkraftwerke (AKW) als der nächstgrößte Konkurrent. Zehn weitere AKW kämen bis 2020 hinzu. Geld sei kein Problem, sagt Gadonneix mit selbstbewusstem Lächeln.

Die Gewerkschaften sehen das anders. Als "unnütz, zu riskant und zu teuer" bewerten sie den Kauf von British Energy (BE). EDF habe in Großbritannien schon Gelände für Atomkraftwerke erworben und hätte die Übernahme nicht nötig, um dort zu expandieren. Zudem zahle EDF für BE das 13-Fache des Betriebsergebnisses, während EDF selbst an der Börse nur das Sechsfache seines Betriebsergebnisses wert sei.

Doch Gadonneix lässt sich von Bedenken nicht bremsen. Vier Atomreaktoren will er mit BE in Großbritannien bauen, vier weitere mit Constellation Energy in den USA und zwei mit DGNPC in China. Auch Südafrika will er reichlich mit Kernkraft versorgen. Und überall sollen es sogenannte Europäische Druckwasserreaktoren (EPR) sein.

"Wir wollen den EPR weltweit entwickeln", sagt Gadonneix. Das spare Kosten und garantiere hohe Renditen. Was er nicht sagt: Die beiden ersten im Bau befindlichen EPR in Finnland und Frankreich liegen schon weit hinter dem Zeitplan, und die Kosten explodieren. Außerdem muss der Reaktor-Typ sich noch in der Praxis bewähren.

EDF als globaler Atomkraftprotz: Das passt in die Strategie von Präsident Nicolas Sarkozy, französische "Energiechampions" zu bauen, die über die Dominanz der Märkte die "Souveränität Frankreichs im strategischen Energiebereich" garantieren. Weltweit bietet Sarkozy den EPR an, um die Staaten im Energiebereich an Frankreich zu binden. Die staatlich gelenkte EDF ist da ein wichtiger Hebel, aber auch der teilstaatliche Strom- und Gasversorger GDF Suez, der staatliche Atomtechnikkonzern Areva und der Öl- und Gasproduzent Total. "Paris verstaatlicht die privatisierten Energienetze der Partnerstaaten", sagen Kritiker. Umgekehrt haben ausländische Konzerne kaum Chancen in Frankreich. Als der italienische Versorger Enel bei Suez einsteigen wollte, sorgte Paris für die Abwehr der Italiener und die Fusion von Suez mit der staatlichen französischen GDF.

Der britische Premierminister Gordon Brown sprang beim Deal mit EDF über seinen Schatten. Er akzeptierte den Branchenprimus als Nummer eins auf der Insel und die Übernahme von Kosten, die beim Abbau alter Atomkraftwerke entstehen. Dafür setzte er durch, dass EDF später AKW-Bauplätze an Wettbewerber abgeben muss. RWE und E.ON, bisher die Nummern zwei und fünf der Stromproduktion auf der Insel, sind also bei Londons Atomkraftprogramm nicht völlig aus dem Rennen.

Feldherr Gadonneix sammelt derweil schon seine Truppen für die nächste Schlacht. Im "strategischen Zielland USA" zieht er gegen den Milliardär Warren Buffet zu Felde. Buffet will für 4,7 Milliarden Dollar Constellation übernehmen - also den Konzern, mit dem EDF vier ERP-Reaktoren bauen will. Gadonneix bietet jetzt ein Drittel mehr als Buffet. Er könnte sich aber auch mit Buffet auf eine Partnerschaft einigen oder aussteigen und nach anderen Partnern Ausschau halten. "Wir haben schon Land für die vier EPR gekauft", sagt Gadonneix. "Wir haben genug Geld, um flexibel handeln zu können."