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Die Zukunft der intelligenten Stromnetze

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Montreal - Die zukünftigen intelligenten Stromnetze sollen helfen, den Stromverbrauch zu senken. Sie bergen für Verbraucher jedoch auch einige Fallstricke. "Die Versorger müssen enorme Summen in den Aufbau der Smart Grids stecken. Diese Kosten geben sie natürlich an die Kunden weiter, der Strom wird teurer." Dies prophezeite Klaus Heimann, Branchenexperte vom Softwarekonzern SAP, am Rande der Weltenergiekonferenz in Montreal. "Der Kunde kann durch die neuen Systeme aber gleichzeitig seinen Verbrauch reduzieren. Am Ende ist es ein Nullsummenspiel."

Heimann warnte allerdings im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa: "Wer sich nicht kümmert, zahlt mehr." SAP stellt jene Software her, mit deren Hilfe die Kunden ihren Verbrauch ablesen können. "Es wird langfristig dazu kommen, dass sich die Preise nach Angebot und Nachfrage richten, das heißt, dass sie im Halbstunden- oder Viertelstundentakt variieren. Wenn alle Klimaanlagen laufen, wird es schlicht teurer." Der Kunde müsse sich dann überlegen, ob er in dieser Zeit unbedingt seine Waschmaschine anschalten muss.

Die Energiekonzerne treiben den Ausbau der intelligenten Stromnetze voran, um Solaranlagen und Windräder besser in ihr Netz einbinden zu können. Die Sonne scheint nicht immer, der Wind weht mal stärker und mal schwächer. Das macht es schwierig, jederzeit ausreichend Strom bereitzustellen. Noch lassen sich die Schwankungen durch die vorhandenen Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke ausgleichen, doch auf lange Sicht dürften die erneuerbaren Energien ein immer größeres Gewicht erhalten.

Noch in diesem Jahrzehnt, so glaubt Heimann, werden intelligente Stromnetze ausgerollt. "Wir werden aber noch nicht zu einem vollkommenen Smart Grid kommen. Das wird 30, 40, 50 Jahre dauern." In manchen Häusern sind aber bereits elektronische Zähler installiert. Übers Internet lassen sich damit die eigenen Verbrauchsdaten überwachen.

"Tagesaktuelle Preise sind im Industriebereich längst üblich", sagt Heimann. Im Privatbereich wird es bis zur Einführung seiner Meinung nach aber noch dauern. "Ich kann solche Tarife natürlich nicht anbieten, solange die entsprechenden Automatismen nicht in den Haushalten sind." Eine zentrale Steuerungseinheit im Haus soll künftig etwa regeln, wann die Waschmaschine läuft oder welche Temperatur die Klimaanlage hat. "Mein automatisches Energiemanagement-System reagiert auf die schwankenden Preise: Ich schränke meinen Verbrauch ein, wenn der Strom teuer ist, und weite ihn aus, wenn er billig ist."

Um das System einzubauen, da beruhigt Heimann, müsse aber niemand seine Wände aufstemmen und neue Kabel verlegen. "Die Kommunikation läuft direkt über die vorhandenen Stromkabel und Steckdosen."