Die Solarbranche steckt trotz Energiewende in der Krise
Stand: 15.11.2011
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Frankfurt/New York - Die Energiewende sorgt durch den Atomausstieg bei den großen Stromkonzernen für Milliardenverluste. Im Gegenzug sollten erneuerbare Energien davon profitieren. Doch Solarfirmen kämpfen weltweit ums Überleben. Schuld ist vor allem Billigkonkurrenz aus China und die sinkende Nachfrage.
"Es ist ein Jahr, in dem sich zeigt, ob man ein Unternehmen auch in stürmischen Zeiten führen kann. Bei schönem Wetter kann jeder segeln." Das sagt Frank Asbeck, Chef des Photovoltaik-Konzerns Solarworld. Das Zitat zeigt plastisch, wie trübe die Stimmung in der Branche ist, für die lange Zeit die Sonne schien.
Noch im Frühjahr stand das Jahr ganz im Zeichen der Energiewende, es schien ein gutes für die Solarindustrie zu werden. Doch für viele Firmen brachte das Jahr keine höheren Gewinnen, sondern den Überlebenskampf. Grund ist vor allem der Wettbewerbsdruck durch Billiganbieter aus China. Einige Branchenvertreter aus den USA hat es schon in die Pleite gerissen. Und selbst bei den einst so starken deutschen Firmen häufen sich die Probleme, etwa bei Q-Cells, Conergy und Solon.
Chinesen profitieren von staatlicher Unterstützung
Auch Asbecks Solarworld leidet unter der Krise. Im dritten Quartal stand wegen Verlusten in den USA unter dem Strich ein Minus. Die Preise für Solarmodule fielen seit Jahresanfang branchenweit um ein Drittel: "Der Preisverfall der letzten Monate hat unsere Erwartungen übertroffen", räumt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) ein.
In China haben Hersteller dank staatlicher Unterstützung besten Zugang zu Finanzmitteln. Einzelne Unternehmen können dem Vernehmen nach auf Kreditlinien von umgerechnet mehreren Milliarden Euro zugreifen - davon können deutsche Hersteller nur träumen. Die Chinesen nutzen dies laut Asbeck schamlos aus: Indem sie zu Niedrigstpreisen weit unter Kosten verkauften, drängten sie Wettbewerber aus dem Markt. Nach der sogenannten Marktbereinigung könnten die Chinesen dann die Preise wieder raufsetzen.
Klagen gegen unfairen Wettbewerb
In den USA läuft jetzt auf Initiative von Solarworld ein Verfahren gegen möglicherweise unfaire Wettbewerbsbedingungen. Die Hoffnung der westlichen Anbieter liegt in Strafzöllen, die die chinesischen Solarmodule verteuern könnten. Das wiederum soll den Vormarsch stoppen. Nach Angaben des US-Energieministeriums haben die Chinesen ihren Marktanteil in den vergangenen sechs Jahren von 6 auf 54 Prozent erhöhen können. Fünf der zehn weltgrößten Solarfirmen säßen mittlerweile im Reich der Mitte.
In den USA ist der Preisdruck besonders heftig, die Pleiten häufen sich: Stirling Energy, Evergreen Solar oder Spectrawatt fielen. Und Solyndra, dessen Insolvenz sich zu einem Skandal entwickelt hat, der bis ins Weiße Haus reicht.
Weiteres Problem: schwache Nachfrage
Die US-Regierung hatte die aufstrebende Solyndra mit einer Kreditbürgschaft über 535 Millionen Dollar unterstützt. Präsident Barack Obama besuchte im Mai vergangenen Jahres öffentlichkeitswirksam die schicke Fabrik in Kalifornien. Ein gutes Jahr später war Solyndra bankrott - und 1 100 Menschen ohne Job. Nun häufen sich die Hinweise darauf, dass die Katastrophe schon vor Obamas Besuch absehbar war.
Die Konkurrenz aus Fernost ist aber nicht das einzige Problem der Branche. Dem überbordenden Angebot steht eine schwache Nachfrage gegenüber. Hoffnungen auf eine Kehrtwende im zweiten Halbjahr sind verflogen. Branchenkenner erwarten trotz einzelner aufstrebender Märkte ein bestenfalls leichtes weltweites Wachstum, in Deutschland rechnen alle mit einem Rückgang, trotz fallender Preise. Die Euro-Schuldenkrise lässt die Investoren zögern. Und für größere Solarprojekte wird es schwieriger, Finanzierungen auf die Beine zu stellen. Keine sonnigen Aussichten für die Sonnenbranche.