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Die neue Zeit der schlauen Stromzähler

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP

Berlin - Die Waschmaschine läuft an, die Kurve auf dem Computer-Monitor schlägt nach oben aus. Das Diagramm zeigt, wie viel Strom die Maschine verbraucht. Und auf dem Bildschirm gibt es noch mehr Funktionen: So kann der Nutzer berechnen, wie viel einmal Wäschewaschen kostet. Und was er sparen würde, wenn die Waschmaschine nachts oder am Wochenende läuft, wenn Strom billiger ist. Seit kurzem können schon erste wenige Kunden hierzulande so genannte intelligente Stromzähler nutzen. Sie zeigen den Verbrauch in Echtzeit. Und statt einer Abschlagszahlung gibt es am Monatsende eine Rechnung mit dem genauen Verbrauch. Im Dezember startet Yello das erste bundesweite Angebot.

Die grauen oder schwarzen Kästen im Keller, in denen das Zählwerk je nach Verbrauch schneller oder langsamer rotiert, sollen bald Geschichte sein. Der Stromzähler von Yello ist knallgelb und wird mit einem Paket geliefert, mit dem er an das Internet angeschlossen wird. Der Verkauf beginnt im Dezember, schon jetzt können sich Interessierte vormerken lassen. Schon seit Anfang Oktober bietet der Yello-Mutterkonzern EnBW in seinem Netzgebiet in Südwestdeutschland ein blaues Zähler-Kästchen nach dem gleichen Prinzip. Und RWE hat begonnen, bis 2011 mehr als 100.000 Kunden in Mülheim an der Ruhr mit intelligenten Stromzählern auszurüsten. Pilotversuche laufen auch bei anderen Anbietern.

Dass sich Stromzähler über Jahrzehnte nicht geändert haben, hat auch politische Gründe. Bisher hatte der Netzbetreiber ein Monopol für die Stromablesung. Die Kosten für den Zähler und das Ablesen waren im Strom-Grundpreis einkalkuliert. Seit kurzem aber gelten im Zuge der Klimaschutz-Offensive der Bundesregierung neue Gesetze: Das Mess-Monopol wurde abgeschafft. Ab 2010 müssen bei Neubauten und Haussanierungen intelligente Zähler eingebaut werden. Ab 2011 muss jeder Versorger einen Tarif anbieten, der die Tageszeit oder das jeweils verfügbare Stromangebot berücksichtigt.

Trotzdem brechen die neuen Zeiten hierzulande langsam an: "Deutschland hinkt anderen europäischen Ländern hinterher", sagt André Hackbarth, Ökonom an der Universität Aachen und Experte für intelligente Strommessung. "Die gesetzlichen Regelungen sind nicht so scharf wie anderswo." So müssten in Schweden etwa bis 2009 alle Haushalte mit intelligenten Strommess-Systemen ausgestattet sein. Manche Länder hätten auch konkret eine monatliche Stromrechnung vorgeschrieben.

Video: So funktioniert der Stromanbieterwechsel

In Deutschland zögern die Versorger, obwohl die Bundesregierung anstrebt, dass es binnen sechs Jahren flächendeckend intelligente Zähler gibt. Laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers hat sich der Großteil der Stromanbieter hierzulande noch nicht mit "Smart Metering" - wie das schlaue Strommessen im Fachjargon heißt - beschäftigt. Die meisten Firmen gaben an, dass sie dies nicht für lukrativ hielten. Das könnte sich ändern: "Sollten die ersten Angebote jetzt erfolgreich starten, wird sich auf jeden Fall mehr tun", sagt Hackbarth.

Das bundesweite Yello-Angebot könnte den Druck auf andere Anbieter erhöhen. Denn das Gerät soll auch für Kunden anderer Versorger erhältlich sein. Der Preis für den Yello-Zähler soll erst am Dienstag verkündet werden. Beim Mutterkonzern EnBW kostet der Einbau des neuen Geräts rund 100 Euro. Laut EnBW rechnet sich dies bald: In einem einjährigen Pilotversuch hätten rund ein Drittel der Kunden ihren Stromverbrauch um mehr als zehn Prozent gesenkt.