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Deutsches Stromnetz: weniger AKW gleich Blackouts - stimmt nicht

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Berlin - Wie soll der Strom aus Windanlagen in Zukunft von der Küste in den Süden kommen? Besonders im Bereich der Höchstspannungsleitungen gibt es großen Ausbaubedarf. Dieser könnte sich jedoch verringern, wenn etwa in Bayern und Baden-Württemberg mehr Windräder aufgestellt würden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will mit den Ministerpräsidenten den Ausbau der Stromnetze angesichts der ungewissen Atom-Zukunft massiv beschleunigen.

Stromnetz vergleichbar mit Verkehrssystem

Das gesamte deutsche Stromnetz lässt sich mit dem Verkehrssystem vergleichen: Es gibt Stromautobahnen, Bundesstraßen, Landstraßen und Kreis- beziehungsweise Gemeindestraßen. Bisher ist das Stromnetz 1 731 696 Kilometer lang. Das ist viermal so lang wie die Entfernung zwischen Erde und Mond. Nach dem Monitoringbericht 2010 der Bundesnetzagentur sieht das Netz in Deutschland wie folgt aus:

- Höchstspannung (380 oder 220 kV): 35 129 km

- Hochspannung (110 oder 60 kV): 76 899 km

- Mittelspannung (30 bis 3 kV): 497 005 km

- Niederspannung (400 oder 230 V): 1 122 663 km

Für bessere Verteilung des Stroms ist  Ausbau der unteren Spannungsebenen nötig

Die Deutsche Energie-Agentur hält 3600 Kilometer an neuen Stromautobahnen bis 2020 für notwendig, Experten betonen, es gehe auch mit weniger. Bisher ist das Höchstspannungsnetz mit rund 35 000 Kilometern fast dreimal so lang wie das deutsche Autobahnnetz.

Um zudem den verstärkt dezentral erzeugten Strom, etwa aus Solaranlagen besser verteilen zu können, muss auch das Verteilnetz der unteren Spannungsebenen massiv ausgebaut werden. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) schätzt den Neubaubedarf auf 195 000 Kilometer. Kosten: 13 Milliarden Euro.

Da es viele Widerstände gegen Freileitungen gibt, werden Erdkabel oft als Alternative gesehen. Diese kosten viel mehr, dafür gibt es durch Gleichstromübertragung weniger Übertragungsverluste, was nach 15 bis 20 Jahren die Mehrkosten weitgehend ausgleichen kann. Ein Kilometer 380-kv-Freileitung kostet etwa eine Million Euro, Erdkabel sind je nach geografischer Lage drei- bis sechsmal so teuer.

2007 und 2009: teilweise vier bis sieben AKW vom Netz - keine Blackouts

Das Argument, weniger Atomstrom bedeute mehr Blackouts, hat sich bisher nicht bewahrheitet. So gab es bereits 2007 und 2009 Phasen, wo zwischen vier und sieben Atomkraftwerke vom Netz waren, ohne dass die Lichter ausgingen. Nur an 15,7 Minuten stand die Stromversorgung 2009 den Kunden wegen Störungen nicht zur Verfügung. Nach Angaben des Forum Netztechnik und Netzbetrieb im Verband der Elektrotechnik (VDE) liegt Deutschland mit 16 Minuten Stromausfall pro Stromkunde damit klar vor Österreich (37 Minuten), Italien (51) und Frankreich (66).