Deutsche Energieriesen finden Steinkohle gut - vor allem im Ausland
Stand: 21.05.2003
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Essen (dpa/lnw) - Im weltweiten Geschäft mit Steinkohle mischen deutsche Unternehmen kräftig mit. Doch während die internationale Kohleproduktion wegen des steigenden Energiebedarfs weiter zunimmt, schrumpft die Fördermenge im Inland seit Jahrzehnten. Weltweit agierende deutsche Energieunternehmen wie RWE und RAG setzen daher bei ihrem Engagement in Sachen Steinkohle vor allem auf das Ausland - mit eigenen Zechen unter anderem in den USA und Australien, im Kohlehandel und mit Bergbautechnik.
RAG Coal International verkauft auch die Technik, die Kohle zu gewinnen. Die Tochter DBT in Lünen, die ehemalige Deutsche Bergbau- Technik, ist mit einem Weltmarktanteil von 24 Prozent bei der Ausrüstung des untertägigen Bergbaus global die Nummer zwei. In wenigen Jahren soll Weltmarktführer Joy (USA) eingeholt sein.
Das Geschäft lohnt sich. Coal International mit insgesamt 6500 Beschäftigten leistete im vergangenen Jahr inklusive Kohle-Handel erneut einen positiven Beitrag zum Konzern-Ergebnis und steigerte den Gewinn vor Steuern um knapp 32 Prozent auf 105 Millionen Euro. Der Umsatz betrug 4,3 Milliarden Euro. Die erst 1999 gegründete Sparte gilt daher längst als "goldene Säule" im Konzern, der durch die Übernahme des Spezialchemiekonzerns Degussa vor einem tief greifenden Umbau steht.
Hauptgrund für die gewinnträchtige Kohleförderung im Ausland sind andere geologische Bedingungen als in Deutschland: Die Flöze sind mancherorts bis zu 30 Meter stark und können im Tagebau mit Schaufelbaggern abgetragen werden. Im RAG-Tagebau Belle Ayr im US- Bundesstaat Wyoming braucht solch ein Bagger für die Befüllung eines Lasters mit 220 Tonnen Ladekapazität gerade mal drei Drehbewegegungen und 45 Sekunden. Die Tiefbau-Zechen sind ausserdem nur wenige hundert Meter tief und daher technologisch nicht so anspruchsvoll wie deutsche Zechen. Dort müssen die Kumpel die Kohle mitunter kostenträchtige 1500 Meter tief unter der Erdoberfläche abbauen.
Experte in Sachen Steinkohle ist auch der Essener Energieriese RWE, der sich dabei allerdings vollständig auf das Ausland konzentriert. Über die Kölner Tochter Rheinbraun, weltgrösster Produzent von Braunkohle, hält RWE die Mehrheit am viertgrössten Steinkohleproduzenten der USA, Consol Energy. 60 Millionen Tonnen Kohle förderten die Kumpel im vergangenen Jahr. 19 Gruben betreibt Consol in den Staaten, zwei in Kanada, eine in Australien. Knapp 6100 Beschäftigte zählt das Unternehmen, das im vergangenen Jahr bei Kohle aber unter grossen Absatzschwierigkeiten litt. Der Reingewinn brach um 92 Prozent auf 11,7 Millionen US-Dollar ein bei einem Umsatz von 2,2 Milliarden US-Dollar.
Die Noch-RWE-Tochter Hochtief, Deutschlands grösster Baukonzern, macht ebenfalls in Steinkohle. Zu ihrer australischen Bautochter Leighton zählt auch der Dienstleister Thiess, der für andere Unternehmen Steinkohle abbaut. 2002 förderte Thiess insgesamt 65 Millionen Tonnen Steinkohle aus mehr als einem Dutzend australischen und indonesischen Gruben.
Während die Steinkohleindustrie in Deutschland als Auslaufbranche gilt, fällt der internationale Blick in die Zukunft optimistisch aus. Die weltweiten Vorräte reichen nach Angaben des Welt-Kohle-Instituts in London noch für 200 Jahre und damit länger als die bekannten Gas- und Öl-Vorkommen, deren Erschöpfung in rund 60 Jahren erwartet wird. Weltweit wurden 2001 nach Angaben der Internationalen Energie-Agentur in Paris 3,8 Milliarden Tonnen Steinkohle gefördert - Te