Deutsche CO2-Emissionen wegen Wirtschaftsboom gestiegen
Stand: 20.12.2010
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Berlin - Der Wirtschaftsboom verschlechtert die deutsche Klimabilanz deutlich. Nach ersten Schätzungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen erhöhte sich der energiebedingte Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid im laufenden Jahr um knapp vier Prozent. Dazu beigetragen habe auch das Winterwetter zu Beginn und zu Ende des Jahres. Dies erklärte der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft, Hans-Joachim Ziesing, der Nachrichtenagentur dapd in Berlin.
"Mit der Kombination von guter Konjunktur und großer Kälte hatten wir zwei Faktoren, die den Ausstoß nach oben gejubelt haben", sagte Ziesing, der sich seit Jahren mit der Berechnung der deutschen Klimagase beschäftigt. So sei es in diesem Jahr um etwa 15 Prozent kälter gewesen als 2009. Damit stieg der Heizwärme-Bedarf. Insgesamt wurden in Deutschland 2010 nach Schätzung der Arbeitsgemeinschaft gut vier Prozent mehr Primärenergie verbraucht als 2009.
Die Emissionen lägen aber trotzdem immer noch unter dem Wert von 2008 - dem Jahr vor der Krise, sagte Ziesing. Denn die Rezession sorgte 2009 für eine Verringerung der energiebedingten CO2-Emissionen um etwa sieben Prozent. "Wir hatten eine dramatische Delle", sagte Ziesing.
Trotz der Trendumkehr sieht der Berliner Wissenschaftler die internationalen Klimaverpflichtungen der Bundesrepublik nicht in Gefahr. "Das muss keine Gefährdung des Kyoto-Ziels bedeuten", sagte er. Denn Deutschland hat seine Zusagen nach dem Kyoto-Protokoll in den vergangenen Jahren übererfüllt. Ende 2009 lagen die Emissionen der sechs dort erfassten Treibhausgase nach offiziellen Angaben um 25 Prozent unter dem Wert von 1990. Zugesagt hat Deutschland ein Minus von 21 Prozent im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012.
Die Schätzung der energiebedingten CO2-Emissionen ist nur ein erster Anhaltspunkt für die Kyoto-Ziele. Umfassendere Daten zu allen Klimagasen sind erst im Frühjahr zu erwarten.
Der Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtverbrauch steigt dem Bericht zufolge von 9,1 auf 9,4 Prozent. Insgesamt tragen sie 44,8 Millionen Tonnen SKE zur Energiebilanz 2010 bei, das sind 6,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Einen besonders großen Sprung macht dabei die Photovoltaik: Sie legt um mehr als 80 Prozent zu.
Aber auch Kernkraftwerke können ihren Beitrag zur Energieerzeugung um knapp 3 Prozent steigern. Der Konsum fossiler Energieträger wächst ebenfalls: Der Verbrauch legt laut Arbeitsgemeinschaft deutlich zu - bei Erdgas um 3,7 Prozent und bei Steinkohle sogar um 15 Prozent auf 57,8 Millionen Tonnen SKE. Der Begriff "Steinkohleeinheit" bezeichne "die Energie, die frei wird, wenn man die entsprechende Menge Steinkohle verbrennt", erklärte der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, Uwe Maaßen.
Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen wurde 1971 von Verbänden der Energiewirtschaft und wissenschaftlichen Instituten gegründet, um Energiestatistiken auszuwerten und zu bilanzieren.