Desertec: Deutsch-Französischer Schulterschluss
Stand: 24.11.2011
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Brüssel - Deutsche und französische Unternehmen wollen in Zukunft enger zusammenarbeiten, um das Wüstenstrom-Projekt Desertec voran zu bringen. Wie die EU-Kommission mitteilte, unterzeichnete die deutsche Industrie-Initiative Desertec (Dii) eine entsprechende Absichtserklärung mit "Megrid", einer Gruppe französischer Unternehmen.
In der Erklärung vereinbaren die Unternehmen, enger zu kooperieren, Informationen auszutauschen, Synergien zu nutzen und sich gemeinsam für bessere Rahmenbedingungen zum Ausbau erneuerbarer Energien in Nordafrika einzusetzen. Zu den Dii-Gründungsmitgliedern zählen der weltgrößte Rückversicherer Munich Re, die Deutsche Bank, die Energiekonzerne Eon und RWE sowie die Technologiespezialisten Siemens und ABB.
EU-Energiekommissar Günther Oettinger begrüßte die Vereinbarung, die europäische Dimension habe: "Es gibt nun eine konkrete Perspektive für die Produktion von Solar- und Windenergie zum Nutzen der Bürger in Europa, Nordafrika und im Nahen Osten."
EDF prüft Kabelverlegung im Mittelmeer
Ziel von Desertec ist es, Strom aus Wind- und Solarenergie in den Wüstengebieten der arabischen Staaten zu produzieren. Diese Energie soll dann lokal genutzt oder nach Europa exportiert werden. Bis 2050 sollen die Anlagen rund 15 Prozent des europäischen Strombedarfs produzieren, die dann über Fernleitungen transportiert werden. Einen Schub erhielt das Projekt durch die deutsche Entscheidung für einen Ausstieg aus der Kernenergie.
Die Gruppe französischer Unternehmen - darunter der Energieriese EDF - will die Verlegung von Kabeln unter dem Mittelmeer für den Transport von Wüsten-Solarstrom nach Europa prüfen. Das erste Dii-Solarkraftwerk mit einer Kapazität von 500 Megawatt entsteht in Marokko, mit dem Bau wird wahrscheinlich 2012 begonnen.
Ein Knackpunkt ist die Finanzierung. Nach einem Dii-Szenario könnten bis 2050 rund 400 Milliarden Euro in Wüstenstrom-Projekte gesteckt werden. Da bisher die Kosten für die Stromgewinnung mittels Solarthermie und Photovoltaik noch über Marktniveau liegen, dürfte Desertec zunächst auf staatliche Subventionen in Form von Anreizprogrammen angewiesen sein. Für Pilotprojekte stellt die EU-Kommission Fördergelder in Aussicht.