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Der Castor rollt, die Menschen protestieren

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa | dapd

Paris - Gestern ist der Castor-Transport aus Frankreich in Richtung Gorleben gestartet. Bereits auf der französischen Seite haben zahlreiche Menschen protestiert, bei Auseinandersetzungen mit der Gendarmerie gab es Verletzte. Heute überquert der Transport die Grenze - auch in Deutschland sind Demonstranten und Polizei gewappnet.

Der neue Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll nach Gorleben wird heute an der französisch-deutschen Grenze erwartet. Nach Angaben von Umweltschützern könnte der am Mittwoch in Valognes gestartete Zug gegen Mittag bei Saarbrücken eintreffen. Andere mögliche Routen führen über Kehl in Baden-Württemberg oder die Gemeinde Berg in Rheinland-Pfalz. Am frühen Morgen befand sich der Zug Atomkraftgegnern zufolge zwischen Laon und Reims im Nordosten Frankreichs.

Nicht ausgeschlossen wurde zunächst auch ein 24-stündiger Zwischenstopp in Frankreich. Dann würde der Castor-Transport erst am Freitag die Grenze überqueren. Offizielle Angaben gibt es aus Sicherheitsgründen nicht. Der Zug bringt elf Castor-Behälter mit deutschem Atommüll aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague in das Zwischenlager Gorleben im Nordosten Niedersachsens.

Schlagstöcke und Tränengas in Frankreich

Bereits am Mittwoch hatte es in Frankreich erhebliche Proteste gegen den Castortransport gegeben. Sicherheitskräfte setzten Schlagstöcke und Tränengas gegen Atomkraftgegner ein, die in Sperrzonen vordringen wollten. 16 Demonstranten wurden festgenommen. Mindestens drei Menschen - darunter auch ein Angehöriger der Gendarmerie - erlitten leichte Verletzungen.

Auch in Deutschland wollen Umweltschützer wieder protestieren. Atomkraftgegner und Polizei rechnen allerdings nicht damit, dass mehr Castorgegner als im vergangenen Jahr ins Wendland reisen werden. 2010 waren es bis zu 50 000 Menschen gewesen. Den Atomkraftgegnern gelang es damals, den Zug nach Gorleben zeitweise zu stoppen und Nachschubwege für Einsatzkräfte zu blockieren.

Gorleben ist zu unsicher für den Müll

Greenpeace und andere Organisationen halten den Salzstock an der früheren DDR-Grenze im niedersächsischen Wendland für zu unsicher, um hier den Müll für immer in rund 800 Metern Tiefe zu lagern. Daher gibt es seit Jahren Proteste gegen Castor-Transporte in das nahe des Salzstocks gelegene oberirdische Zwischenlager, wo der Müll bis zur Endlagerung abkühlen soll.

Der laufende Transport ist der letzte mit hoch radioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente in Frankreich Richtung Gorleben. Die deutsche Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) erklärte, dass die zu erwartenden Strahlenexpositionen von Bevölkerung, Transport- und Begleitpersonal auch diesmal weit unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen würden. Es bestehe keinerlei Gefahr für Mensch und Umwelt, hieß es. 

Aktivisten messen erhöhte Strahlenwerte

Die Umweltorganisation "Sortir du nucléaire" hat bei dem Transport nach eigenen Angaben in einem Radius von zwei Metern erhöhte radioaktive Strahlung gemessen: Nach ihren Angaben betrug die unmittelbare Belastung für Polizisten, Demonstranten und Lokführer 1,65 Mikro-Sievert pro Stunde. Sie liegt damit vierzehnfach über der natürlichen Strahlenbelastung. "Dieser Transport ist ein rollendes Tschernobyl", sagte Philippe Guiter, Generalsekretär der Bahngewerkschaft Sud Rail. Auch dieses Mal hätten sich deshalb Fahrer geweigert, die Castor-Züge zu fahren, daraufhin hätten Führungskräfte der französischen Bahn einspringen müssen.

Der Zug wird rund zwanzig Minuten nach Metz den Bahnhof von Rémilly passieren. Dort wird sich erst entscheiden, über welche Grenzstadt der Castor nach Deutschland einfährt. Ursprünglich hatte die Bahngesellschaft SNCF eine Passage entweder gegen 10.43 Uhr in Forbach, um 12.32 Uhr in Kehl oder um 13.07 Uhr in Lauterburg vorgesehen. Aktuell rollt der Zug mit einer leichten Verspätung.